Donnerstag, 1. März 2012
Bekenntnis; erster Teil
Bekenntnis

Vorbemerkung: Da dieser Text an Umfang immer noch wächst und ich nicht weiß, ob und wann ich ein Ende finde, zerlege ich ihn in mehrere Teile.

Erster Teil

Seit geraumer Zeit beschäftigt mich die Frage: Wozu bin ich auf dieser Welt?
Dabei ist es nicht so sehr der allgemeine, der philosophische Aspekt dieser Frage, mit dem ich mich herumschlage. Dafür habe ich eine befriedigende Antwort bereit. Nein, es geht mir besonders um mein ganz konkretes individuelles Dasein, welches mir immer noch – oder immer wieder – rätselhaft erscheint.

Ich schreibe dies zunächst zur Selbstverständigung, aber ebenso und gleichzeitig auch zur Verständigung mit anderen Menschen – mit Dir (dem Leser / der Leserin).
Um genau zu sein: Ich denke darüber seit langem nach, um mich selbst zu erkennen; aber ich schreibe es jetzt auf, um mich zu bekennen.

Da ich eine tief eingewurzelte Abneigung gegen jede Art von Aufdringlichkeit habe, muß ich vor mir selbst rechtfertigen, wieso ich damit andere Leute – Bekannte und Unbekannte – belästigen kann. Mein Wunsch, meine Hoffnung und meine Rechtfertigung ist dies: daß ich damit anderen Menschen – eben Dir – Mut zu sich selbst machen kann.
Auf diese Weise in meinem Selbstvertrauen gestärkt, versuche ich meine Situation in dieser Welt zu überschauen und darzustellen.

Mein Schicksal hat aus mir einen Menschen gemacht, der die Welt um sich herum mit einem gewissen Maß von Mißtrauen beobachtet. Aber das war mir lange Zeit nicht (oder nur oberflächlich) bewußt. So erscheint mir meine Kindheit in meiner Erinnerung als eine recht harmonische und geborgene Zeit. Dieses Bild ist sicher auch nicht falsch, aber es ist nur die halbe Wahrheit.
Wie ich aufgewachsen bin, fand ich mich in mancher Hinsicht immer als Außenseiter – fühlte mich immer irgendwo und irgendwie nicht dazugehörig.
Es war (und ist) nicht unbedingt meine Absicht, Außenseiter zu sein. Aber ich konnte und wollte auch nicht „normal“ sein, obwohl ich darunter gelegentlich auch gelitten habe. Seltsam erscheint mir – wenn ich mein Dasein mit dem mir befreundeter Menschen vergleiche – daß mir ein starkes Maß an innerer Selbstsicherheit geschenkt wurde,ohne welches ich aber wahrscheinlich zugrunde gegangen wäre.

Wenn ich einen Unterschied zwischen mir und der „Normalität“ feststellte, der nicht zu überbrücken war, war (und bin) ich immer bereit eher an der Normalität zu zweifeln, als an mir. So eine Haltung kann allerdings zu Einsamkeit führen; ich konnte und wollte nicht anders.
Obwohl ich Zeiten durchlebt habe, in denen ich mich gefragt habe, ob ich wirklich ein Mensch bin und nicht vielmehr ein Außerirdischer, der (auf unbekannte Weise) auf dem Planeten Erde eingeschleust wurde, habe ich mich doch immer wieder entschieden, mich menschlich zu verhalten und versucht (auf meine weise) mit Menschen in Kontakt zu kommen. (In gewisser Weise sind wir vielleicht alle Außerirdische?)
Dieses Dasein, obwohl es mitunter quälend ist, bringt auch Vorteile mit sich. Das zeigt sich mir unter anderem daran, daß mein persönliches Schicksal und meine daraus resultierende Prägung insofern sehr irdisch ist, als ich damit sehr gut in unsere postmoderne Zeit hineinpasse. Diese postmoderne Epoche möchte ich mit einem eher altmodischen (?) Ausspruch so charakterisieren: Gott liebt die Vielfalt !

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