Sonntag, 26. Februar 2012
Geschichte eines Irrtums
jochen tittel, 21:36h
In diesem Text habe ich versucht, das Ergebnis meiner Wahrheitssuche der letzten Jahre in eine leicht faßliche Form zu bringen.
Die Geschichte eines Irrtums
eine Erzählung
für große und kleine Menschenkinder
von Jochen Tittel
Wir Menschen leben auf unserem Heimatplaneten schon viele viele Jahrtausende und die längste Zeit davon lebten wir in Frieden. Doch heute befinden wir uns in einem Kriegszustand mit der Natur und untereinander. Und das auch schon seit vielen Jahrhunderten, so daß wir fast vergessen haben, daß es einmal anders war und daß es anders überhaupt möglich ist. Wie es dazu kam, will ich Euch erzählen.
Es gab also, wie ich schon sagte, eine Zeit, da lebten die Menschen auf der Erde in Frieden miteinander und mit der Natur, zu der sie sich zugehörig, in die sie sich eingebettet fühlten, als ein Teil des Ganzen. Sie wußten um diese Verbindung, um die vielfältigen Wechselbeziehungen zwischen ihnen und allen Wesen und Erscheinungen und dieses Wissen war nicht nur ein Wissen im Kopf, es war ihre Existenz; ihr ganzes Dasein bestand aus diesem Wissen bis in jede Einzelheit. Sie wußten, daß sie alles von der äußeren Natur geschenkt bekamen, was sie zum Leben brauchten und daß all ihre Fähigkeiten ein Geschenk ihrer inneren Natur sind.
Aus dem Bewußtsein ihrer Eingebundenheit heraus wäre ihnen die Idee völlig lächerlich erschienen, sich für die Beherrscher der Natur oder die Herren der Schöpfung zu halten. Doch waren sie in der Lage, aus der Erkenntnis der Zusammenhänge Nutzen für ihr Dasein zu ziehen. Sie hatten erlebt, daß die Natur nicht nur für sie da ist und daß mitunter Dinge geschehen, die sich schmerzlich für sie auswirkten. Auf solche Ereignisse muß man immer vorbereitet sein, dann kann man den Schaden in Grenzen halten. Aber völlig auszuschließen sind sie nicht.
So lebten sie und breiteten sich langsam über die Erde aus; wanderten, siedelten – immer im Einklang mit dem Ganzen der Natur. Das natürliche Gleichgewicht ist aber kein starres ein für alle mal gegebenes – das wäre ein totes – sondern es ist ständig im Fluß, geht ständig verloren und wird in jedem Augenblick wieder neu hergestellt. Diese Störung und Wiederherstellung des Gleichgewichts ist das Leben selbst – im Großen wie im Kleinen.
So wie die Entstehung der Sonne, der Planeten und der Erde selbst das Ergebnis einer Katastrophe sind, des Zusammenstoßens und Zusammenstürzens kosmischer Materie, so hat unsere Erde auch immer wieder kosmische oder geologische Katastrophen erlebt – Einschläge von Kometen und Meteoren, Erdbeben und Vulkanausbrüche mit gewaltigen Verwüstungen. Immer ist daraus auch Neues entstanden. Das irdische Leben – einmal entstanden – hat alle diese Katastrophen überstanden und ist davon geprägt. Auch die Menschen waren in den vielhunderttausenden von Jahren ihrer Entwicklung von solchen großen Einbrüchen (Ausbrüchen) der Naturgewalten betroffen und haben daraus gelernt. Sie haben sich in dieses immerfließende Gleichgewicht eingefügt und Fähigkeiten entwickelt, die keinen anderen irdischen Lebewesen in solchem Maße zukommen. Sie haben ein klareres Bewußtsein und einen schärferen Verstand hervorgebracht als alle anderen Lebewesen der Erde – das zeichnet sie aus. Aus der bewußten und verständigen Gestaltung ihres Zusammenlebens entstand das, was wir heute Kultur nennen.
In den unvorstellbaren Zeiträumen ihrer Entwicklung durchlebten unsere frühen Vorfahren zahlreiche kleinere und größere Naturkatastrophen und wahrscheinlich wären sie nicht nur einmal fast ausgerottet worden. Die größte dieser Katastrophen, an die wir noch heute Erinnerungen in mehreren Kulturen auf der ganzen Welt finden, haben wir Sintflut genannt. Unsere Versuche, herauszufinden bzw. zu erklären was hinter diesen Geschichten steckt, haben zu zahlreichen Theorien geführt; ich halte die Theorie für die zutreffendste, die einen Kometeneinschlag vor etwa 9500 Jahren für die weltweite Katastrophe verantwortlich macht.
Derartige Ereignisse erschüttern natürlich das Vertrauen der Menschen in das Wohlwollen der Naturkräfte ihnen gegenüber. Und das hat dazu geführt, daß sie nach Erklärungen suchten und nach Möglichkeiten, diese Kräfte in ihrem Sinne zu beeinflussen. Zwei Wege haben die Menschen dabei eingeschlagen; den naturwissenschaftlichen und den spirituellen. Beide ergänzen sich und gehören zusammen.
Die Ordnung, welche sich diese Menschen in ihrem Zusammenleben gaben, die sich aus den natürlichen Verhältnissen heraus entwickelte, nennen wir heute Matriarchat. Dieses Wort stammt aus der Sprache der antiken Griechen und soll uns bedeuten: „Am Anfang sind die Mütter“ Daß heute darum gestritten wird, ob das die richtige Bedeutung des Wortes ist, erwähne ich hier nur, darauf müssen wir jetzt nicht eingehen.
Am Anfang ist die Mutter: das ist eine unmittelbare Selbstverständlichkeit für jeden Menschen, der auf dieser Erde lebt.
Diese matriarchalen Gesellschaften bilden die frühesten menschlichen Kulturen und sind die Basis aller folgenden Entwicklungen. Sie existierten, wuchsen und entwickelten sich über einen Zeitraum von vielleicht mehreren Jahrhunderttausenden. Genau können wir das heute noch nicht sagen aber verglichen mit dem Zeitraum, den wir noch bis vor kurzem den geschichtlichen nannten, ist es eine unermeßliche Zeit. Und wir können sagen, daß fast alles, was uns von der Natur genetisch mit auf den Weg gegeben wurde (über unsere tierischen Vorfahren hinaus), aus dieser Zeit stammt.
In dieser langen Zeit, das sagte ich schon am Anfang, lebten die Menschen in Frieden mit sich und ihrer Umgebung. Später, als dieser glückliche Zustand verloren war (verspielt, vertan ?) bewahrten sie sich davon nur dunkle Erinnerungen an das Paradies.
Wir dürfen uns diese Verhältnisse sicher nicht so vorstellen, wie sie in den Paradiesgeschichten heute erzählt werden; Löwen haben kein Gras gefressen und es gab noch andere Jäger-Beute-Beziehungen. Sicher traten auch Konflikte zwischen Menschen auf, die gewaltsam gelöst wurden; aber das waren Ausnahmefälle und für die Verletzungen, die daraus entstanden, hatten die Menschen Heilungsrituale geschaffen, so daß sich die Wunden wieder schließen konnten.
Auch jene Tiere, die sich vom Fleisch anderer Tiere oder auch von Menschen ernähren, waren (und sind auch heute) keine blutrünstigen Bestien und wurden von den Menschen nicht als solche gesehen. Das einzige Lebewesen auf Erden, das fähig ist zur Bestie zu werden, ist der Mensch – aber das geschieht erst viel später. In der Zeit, von der wir jetzt noch reden, gab es keine Bestien (und wohl auch vorher in der ganzen irdischen Geschichte des Lebens nicht).
Ganz zu Anfang lebten die Menschen in Gemeinschaften von Sammlerinnen und Jägern, damit ist also eine Funktionsteilung zwischen Frauen und Männern angesprochen, die sich aus natürlichen Gegebenheiten entwickelt hat. Das schließt vielleicht nicht aus, daß es auch einzelne Sammler und Jägerinnen gegeben hat (?). Und diese Lebensweise haben einige wenige und kleine Völker bis heute beibehalten. Viele andere haben aber damals begonnen Pflanzen anzubauen und Tiere zu halten und zu züchten. Damit tritt die Menschheit in ein Stadium ihrer (Früh-) Geschichte ein, welches wir heute die neolithische Revolution nennen.
Was diese Entwicklung ausgelöst hat, wie sie vor sich ging und was sie für die Menschheit bedeutet, darüber wissen wir noch nichts Sicheres. Das Einzige, was wir heute sicher dazu sagen können ist, daß unsere bisherige Vorstellung davon falsch ist. Falsch ist der Glaube, die früheren Gesellschaften der Sammlerinnen und Jäger wären durch die pure Not dazu gedrängt worden, weil sie sonst verhungert wären. Dieser Gedanke konnte nur in den Köpfen heutiger Menschen entstehen, die die Verbindung zur Natur verloren haben und die vergessen haben, wie ihre (unsere) Vorfahren in den Gesamtkreislauf der Natur eingebettet waren. Falsch wäre aber auch die Vorstellung, daß mit dem Beginn von Pflanzen- und Tierzucht der Bruch des Gleichgewichts der Lebensprozesse begonnen hätte. Auch die frühen Garten- oder Ackerbäuerinnen und Viehzüchter wußten, daß sie nach wie vor von diesem Gleichgewicht abhängig sind und darauf zu achten hatten. Aber ihnen waren damit neue Möglichkeiten gegeben, die auch mißbraucht werden könnten. Daß diese Möglichkeiten der Ausbeutung der Natur im Laufe der Entwicklung zunahmen, ist wichtig für den weiteren Verlauf unserer Geschichte. Denn mit den wachsenden Fähigkeiten und Möglichkeiten der Menschen konnte zum ersten Mal der Gedanke aufkommen, sie könnten über der natürlichen Umgebung stehen oder sich über sie erheben; das war vorher ganz unmöglich.
Die Möglichkeit allein macht aber den Weisen noch nicht zum Narren. Erfahrungen aus vorangegangenen Jahrtausenden, die sich in Kultur und Tradition der matriarchalen Gesellschaften niedergeschlagen hatten, schützten die Menschen vor voreiligen Entschlüssen.
Ich komme in meiner Erzählung jetzt an eine Zäsur, die mit dem Ende der Steinzeit und dem Beginn der Metallzeit zusammenfällt.
Die Menschen nutzten schon mehrere Jahrhunderte das Feuer zur Herstellung keramischer Gebrauchsgegenstände und hatten dabei entdeckt, daß aus Erz im Feuer Kupfer entsteht. Bald darauf verstanden sie sich auf die Herstellung von Bronze und Bronzegeräten. Zu dieser Zeit hatten die Menschen schon den größten Teil der irdischen Landmassen besiedelt: Afrika, Europa, Asien und selbst Amerika, Australien und die ersten pazifischen Inseln. Sie hatten Eiszeiten durchlebt und sich in Regionen vorgewagt, in denen ihre frühesten Vorfahren nicht hätten leben können. Das schwankende Erdklima hatte sie herausgefordert und sie hatten diese Prüfungen bestanden.
Jetzt kam es zu einer Klimaänderung, welche viele Stammesgesellschaften schwer belastete; im zentralen und nördlichen Afrika und in Zentralasien trockneten vor ca. sieben bis achttausend Jahren weite Gebiete aus, es bildete sich ein Wüstengürtel. Die Nahrungsquellen versiegten mehr und mehr und die lange anhaltende Not führte schließlich dazu, daß das Vertrauen in die bestehende Ordnung verloren ging. Aus den Zentren der Wüstenbildung, in denen weite ehemals fruchtbare Landschaften unbewohnbar wurden, mußten die dort lebenden Völker abwandern. Aber die benachbarten Gebiete waren einerseits auch schon besiedelt, andererseits ließ auch dort die Fruchtbarkeit der Landschaft nach, so daß es immer schwieriger wurde, gute Lebensräume zu finden. In dieser Situation großer Not zerbrach in einigen Gemeinschaften die alte bewährte Ordnung und die Vorstellung setzte sich bei einigen Gruppen fest, daß die Natur den Menschen nicht freundlich, sondern feindlich gegenüberstünde. Daß dies ein Irrtum ist, konnten die betroffenen Menschen in ihrer Not nicht erkennen. Bei dem einsetzenden Zerfall der matriarchalen Stammesordnung waren es vor allem Männer, die sich entwurzelt und ausgestoßen fühlten und die glaubten, sie könnten ihr Glück erzwingen, indem sie sich mit Gewalt das holten, was sie zum Leben brauchten und die alten Gesetze mißachteten. Daß sie dabei ringsum die Not und die Störung des Gleichgewichts noch vergrößerten, konnten oder wollten sie nicht wahrnehmen. Auch war die Welt noch so riesengroß im Verhältnis zu den menschlichen Einflüssen, daß es leicht war, diese Wirkungen zu übersehen. Diese Gruppen von entwurzelten, von aus der alten Ordnung ausgebrochenen Menschen – im Grunde waren es Räuberbanden – gaben sich eine neue Ordnung, die auf dem Recht des Stärkeren beruhte: das Patriarchat war geboren.
Um ihre neue Daseinsweise zu rechtfertigen, mußten sie alle alten Vorstellungen umdeuten, denn ohne einen geistigen Halt konnten auch sie nicht existieren. Fortan lebten diese Gemeinschaften im Kriegszustand mit der Natur und mit den Nachbarvölkern. Und diese Lebensweise schien so erfolgreich, daß sie sich nach und nach immer weiter ausbreitete. Selbst als der ursprüngliche Anlass keine Rolle mehr spielte, war sie nicht mehr aufzuhalten. Benachbarte Stämme und Kulturen wurden entweder vernichtet oder unterjocht oder sie mußten sich zur Abwehr der Angriffe selbst eine Kriegsordnung geben und verwandelten sich so selbst zu Räubern.
Nur wenige Kulturen waren in der Lage, angesichts dieser erfolgreichen Kriegs- bzw. Eroberungskultur ihre alte Ordnung zu bewahren. Es gibt sie aber bis heute. Je weiter sich die patriarchalische Herrschaftskultur ausbreitete, desto mehr wurde das alte Wissen über das natürliche Gleichgewicht verdrängt und die Folgen des menschlichen Räuberdaseins bestärkten die Menschen noch in ihrem Irrtum: Während ursprünglich in der Regel alles ausreichend vorhanden war und nur in Ausnahmesituationen Knappheit und Not auftrat, schien jetzt prinzipiell alles knapp zu sein und je mehr man sich um die Sicherung der Ressourcen bemühte, desto schwieriger wurde das und um so größer schien der Mangel zu werden.
Seitdem verhalten sich die Menschen der Natur gegenüber, wie ein Gärtner, der nicht warten kann, bis seine Blumen von selbst aufblühen und deshalb die Knospen mit Werkzeugen öffnen will; was er erreicht, sind nicht frühere Blüten, sondern bestenfalls kompostierbarer Biomüll.
Obwohl die Menschheit seither ständig neue Fähigkeiten und Möglichkeiten der Naturausbeutung entwickelte – oder gerade deswegen – ist seit einigen Jahrtausenden dieser Mangel zum ständigen Begleiter der menschlichen Gesellschaften geworden. Aus diesem andauernden Kampf ums Dasein und der daraus entstehenden Knappheit der Ressourcen ist der Gedanke erwachsen, daß menschliche Gesellschaften nur mit einer hierarchischen Gliederung überleben können. Aus dem permanenten Kriegszustand entstand so das patriarchalische System der Herrschaft und die Herrschaftsideologie, die heute die meisten Menschen als Normalität empfinden, weil sie alles andere vergessen oder verdrängt haben.
Seitdem ist die Geschichte der menschlichen Entwicklung eine Geschichte von Kriegen, Eroberungen, Zerstörung, Unterdrückung und Versklavung. Ein großer Teil aller menschlichen Kräfte und Fähigkeiten wird damit in destruktiven Tätigkeiten verbraucht. Kräfte und Fähigkeiten, mit denen wir, würden wir sie konstruktiv einsetzen, uns ein wirklich paradiesisches Leben ermöglichen würden. Da die Tendenzen zur Zentralisation und zur Expansion in der Logik von Herrschaftssystemen liegen, scheint die Entwicklung alternativlos, so daß selbst die Erkenntnis der Unmöglichkeit grenzenlosen Wachstums in unserer endlichen Welt nicht dazu führt, diesen Prozeß zu stoppen. Die Megamaschine der Herrschaft rast mit zunehmendem Tempo in ihren Untergang. Die menschliche Kultur ist zum Krebsgeschwür des irdischen Lebens geworden.
In der Logik des Systems liegt aber auch seine Instabilität; alle großen, erfolgreichen Herrschaftsgesellschaften sind an ihrer eigenen inneren Unmöglichkeit zugrundegegangen.
Die Zukunft der Menschheit wäre hoffnungslos, wenn die Herrschaftsideologie in der Lage wäre, die Menschen vollkommen umzuprogrammieren. Aber das ist zumindest in siebentausend Jahren nicht gelungen und stünde höchstwahrscheinlich im Widerspruch zu grundlegenden Gesetzmäßigkeiten der materiellen Evolution der Welt; erst recht gilt das aus spiritueller Sicht.
In den Menschen ist das Bedürfnis (die Sehnsucht) nach Freiheit und Selbstbestimmung im Innersten verankert und dieses Bedürfnis bringt immer wieder Befreiungsbewegungen in Gang, solange bis die Herrschaftssysteme vollständig beseitigt sind. Würde dieses Bedürfnis unter dem Druck der Herrschaft absterben, würden wohl die Menschen ihre Motivation zum Leben ganz und gar verlieren, wir würden aussterben.
Unsere Zukunft entscheidet sich also daran, ob wir diesen Jahrtausende alten Irrtum endlich erkennen und uns nicht mehr von den scheinbaren Erfolgen unseres Räuber- und Ausbeuterdaseins täuschen lassen. Daß wir erkennen, daß mit jedem Erfolg in dieser Richtung die Schwierigkeiten unseres Daseins größer werden bis wir schließlich daran zerbrechen oder die ganze Welt verderben.
Ein weiser Mensch hat es etwa so formuliert: Die Welt ist reich genug, die echten Bedürfnisse Aller zu befriedigen, sie ist aber zu klein für die Gier weniger.
Mit der Umkehr aus dieser Sackgasse unserer Entwicklung können wir die ganze Last abwerfen, welche dieser allgemeine innere und äußere Kriegszustand ist. Obwohl das nur gelingt, indem wir auf die Ausplünderung der Natur verzichten, bedeutet das nicht, daß wir alle Errungenschaften dieser schlimmen Episode unserer Entwicklungsgeschichte verlieren. Im Gegenteil müssen wir die Erfahrungen bewahren, die wir damit gemacht haben. Dazu gehören auch alle technologischen Entwicklungen; vor allem aber die Erkenntnis, daß wir nur mit der Natur, nicht gegen sie, ein gutes Leben führen können.
Um zu verdeutlichen, was wir mit der ursprünglichen falschen Entscheidung gewonnen und verloren haben und was wir mit der Umkehr verlieren und was wir gewinnen, zähle ich einige Alternativen auf.
In der patriarchalischen Herrschaftsgesellschaft:
- Leben von und mit der Natur verkommt zu Raubbau, Plünderung und Zerstörung.
- Wirtschaft im Sinne der Schaffung der materiellen Voraussetzungen zum Leben verkommt zu Kapitalismus; das ist die Unterwerfung unter das abstrakte Gesetz der Wertakkumulation.
- Politik im Sinne von gesellschaftlichem Interessenausgleich verkommt zu Verschwörung und organisiertem Verbrechen
- öffentliche Kommunikation verkommt zu Manipulation
- Internationale Beziehungen verkommen zu Kolonialismus.
- Bildung im Sinne der Förderung und Entfaltung aller Fähigkeiten menschlicher Individuen verkommt zu Ausbildung im Sinne von Abrichtung der Menschen zu Sklaven „ökonomischer Notwendigkeiten“ und der Herrschaftsinteressen weniger.
- Wettbewerb und Kooperation im Sinne von gegenseitiger Förderung verkommt zu Konkurrenz im Sinne von gegenseitiger Unterwerfung oder Vernichtung.
- Solidarität verkommt zu Gerechtigkeit im Sinne von „Auge um Auge, Zahn um Zahn“
- Das Streben nach Glück verkommt zum Streben nach Erfolg.
- Spiritualität, Religiosität verkommt zu Herrschaftsreligion und Religionsherrschaft (Ideologieherrschaft)
Für alle, die sich mit den Gedanken dieser Geschichte intensiver beschäftigen möchten, habe ich einige Empfehlungen.
James DeMeo hat die „Saharasia“-These aufgestellt, welche eine Erklärung für den beginnenden Zerfall der matriarchalen Ordnung und die Patriarchatsentstehung aus globalen Klimatischen Prozessen gibt.
Marija Gimbutas hat in jahrzehntelanger archäologischer Forschungsarbeit die Alteuropäischen matriarchalen Gesellschaften entdeckt und beschrieben.
Alexander und Edith Tollmann haben anhand geologischer, ethnologischer und astronomischer Forschungen ein mögliches Szenario der Sintflut erarbeitet.
Schließlich hat Heide Göttner-Abendroth in zahlreichen Publikationen Licht in das Thema Matriarchatsgeschichte und Matriarchatsforschung gebracht.
Die Geschichte eines Irrtums
eine Erzählung
für große und kleine Menschenkinder
von Jochen Tittel
Wir Menschen leben auf unserem Heimatplaneten schon viele viele Jahrtausende und die längste Zeit davon lebten wir in Frieden. Doch heute befinden wir uns in einem Kriegszustand mit der Natur und untereinander. Und das auch schon seit vielen Jahrhunderten, so daß wir fast vergessen haben, daß es einmal anders war und daß es anders überhaupt möglich ist. Wie es dazu kam, will ich Euch erzählen.
Es gab also, wie ich schon sagte, eine Zeit, da lebten die Menschen auf der Erde in Frieden miteinander und mit der Natur, zu der sie sich zugehörig, in die sie sich eingebettet fühlten, als ein Teil des Ganzen. Sie wußten um diese Verbindung, um die vielfältigen Wechselbeziehungen zwischen ihnen und allen Wesen und Erscheinungen und dieses Wissen war nicht nur ein Wissen im Kopf, es war ihre Existenz; ihr ganzes Dasein bestand aus diesem Wissen bis in jede Einzelheit. Sie wußten, daß sie alles von der äußeren Natur geschenkt bekamen, was sie zum Leben brauchten und daß all ihre Fähigkeiten ein Geschenk ihrer inneren Natur sind.
Aus dem Bewußtsein ihrer Eingebundenheit heraus wäre ihnen die Idee völlig lächerlich erschienen, sich für die Beherrscher der Natur oder die Herren der Schöpfung zu halten. Doch waren sie in der Lage, aus der Erkenntnis der Zusammenhänge Nutzen für ihr Dasein zu ziehen. Sie hatten erlebt, daß die Natur nicht nur für sie da ist und daß mitunter Dinge geschehen, die sich schmerzlich für sie auswirkten. Auf solche Ereignisse muß man immer vorbereitet sein, dann kann man den Schaden in Grenzen halten. Aber völlig auszuschließen sind sie nicht.
So lebten sie und breiteten sich langsam über die Erde aus; wanderten, siedelten – immer im Einklang mit dem Ganzen der Natur. Das natürliche Gleichgewicht ist aber kein starres ein für alle mal gegebenes – das wäre ein totes – sondern es ist ständig im Fluß, geht ständig verloren und wird in jedem Augenblick wieder neu hergestellt. Diese Störung und Wiederherstellung des Gleichgewichts ist das Leben selbst – im Großen wie im Kleinen.
So wie die Entstehung der Sonne, der Planeten und der Erde selbst das Ergebnis einer Katastrophe sind, des Zusammenstoßens und Zusammenstürzens kosmischer Materie, so hat unsere Erde auch immer wieder kosmische oder geologische Katastrophen erlebt – Einschläge von Kometen und Meteoren, Erdbeben und Vulkanausbrüche mit gewaltigen Verwüstungen. Immer ist daraus auch Neues entstanden. Das irdische Leben – einmal entstanden – hat alle diese Katastrophen überstanden und ist davon geprägt. Auch die Menschen waren in den vielhunderttausenden von Jahren ihrer Entwicklung von solchen großen Einbrüchen (Ausbrüchen) der Naturgewalten betroffen und haben daraus gelernt. Sie haben sich in dieses immerfließende Gleichgewicht eingefügt und Fähigkeiten entwickelt, die keinen anderen irdischen Lebewesen in solchem Maße zukommen. Sie haben ein klareres Bewußtsein und einen schärferen Verstand hervorgebracht als alle anderen Lebewesen der Erde – das zeichnet sie aus. Aus der bewußten und verständigen Gestaltung ihres Zusammenlebens entstand das, was wir heute Kultur nennen.
In den unvorstellbaren Zeiträumen ihrer Entwicklung durchlebten unsere frühen Vorfahren zahlreiche kleinere und größere Naturkatastrophen und wahrscheinlich wären sie nicht nur einmal fast ausgerottet worden. Die größte dieser Katastrophen, an die wir noch heute Erinnerungen in mehreren Kulturen auf der ganzen Welt finden, haben wir Sintflut genannt. Unsere Versuche, herauszufinden bzw. zu erklären was hinter diesen Geschichten steckt, haben zu zahlreichen Theorien geführt; ich halte die Theorie für die zutreffendste, die einen Kometeneinschlag vor etwa 9500 Jahren für die weltweite Katastrophe verantwortlich macht.
Derartige Ereignisse erschüttern natürlich das Vertrauen der Menschen in das Wohlwollen der Naturkräfte ihnen gegenüber. Und das hat dazu geführt, daß sie nach Erklärungen suchten und nach Möglichkeiten, diese Kräfte in ihrem Sinne zu beeinflussen. Zwei Wege haben die Menschen dabei eingeschlagen; den naturwissenschaftlichen und den spirituellen. Beide ergänzen sich und gehören zusammen.
Die Ordnung, welche sich diese Menschen in ihrem Zusammenleben gaben, die sich aus den natürlichen Verhältnissen heraus entwickelte, nennen wir heute Matriarchat. Dieses Wort stammt aus der Sprache der antiken Griechen und soll uns bedeuten: „Am Anfang sind die Mütter“ Daß heute darum gestritten wird, ob das die richtige Bedeutung des Wortes ist, erwähne ich hier nur, darauf müssen wir jetzt nicht eingehen.
Am Anfang ist die Mutter: das ist eine unmittelbare Selbstverständlichkeit für jeden Menschen, der auf dieser Erde lebt.
Diese matriarchalen Gesellschaften bilden die frühesten menschlichen Kulturen und sind die Basis aller folgenden Entwicklungen. Sie existierten, wuchsen und entwickelten sich über einen Zeitraum von vielleicht mehreren Jahrhunderttausenden. Genau können wir das heute noch nicht sagen aber verglichen mit dem Zeitraum, den wir noch bis vor kurzem den geschichtlichen nannten, ist es eine unermeßliche Zeit. Und wir können sagen, daß fast alles, was uns von der Natur genetisch mit auf den Weg gegeben wurde (über unsere tierischen Vorfahren hinaus), aus dieser Zeit stammt.
In dieser langen Zeit, das sagte ich schon am Anfang, lebten die Menschen in Frieden mit sich und ihrer Umgebung. Später, als dieser glückliche Zustand verloren war (verspielt, vertan ?) bewahrten sie sich davon nur dunkle Erinnerungen an das Paradies.
Wir dürfen uns diese Verhältnisse sicher nicht so vorstellen, wie sie in den Paradiesgeschichten heute erzählt werden; Löwen haben kein Gras gefressen und es gab noch andere Jäger-Beute-Beziehungen. Sicher traten auch Konflikte zwischen Menschen auf, die gewaltsam gelöst wurden; aber das waren Ausnahmefälle und für die Verletzungen, die daraus entstanden, hatten die Menschen Heilungsrituale geschaffen, so daß sich die Wunden wieder schließen konnten.
Auch jene Tiere, die sich vom Fleisch anderer Tiere oder auch von Menschen ernähren, waren (und sind auch heute) keine blutrünstigen Bestien und wurden von den Menschen nicht als solche gesehen. Das einzige Lebewesen auf Erden, das fähig ist zur Bestie zu werden, ist der Mensch – aber das geschieht erst viel später. In der Zeit, von der wir jetzt noch reden, gab es keine Bestien (und wohl auch vorher in der ganzen irdischen Geschichte des Lebens nicht).
Ganz zu Anfang lebten die Menschen in Gemeinschaften von Sammlerinnen und Jägern, damit ist also eine Funktionsteilung zwischen Frauen und Männern angesprochen, die sich aus natürlichen Gegebenheiten entwickelt hat. Das schließt vielleicht nicht aus, daß es auch einzelne Sammler und Jägerinnen gegeben hat (?). Und diese Lebensweise haben einige wenige und kleine Völker bis heute beibehalten. Viele andere haben aber damals begonnen Pflanzen anzubauen und Tiere zu halten und zu züchten. Damit tritt die Menschheit in ein Stadium ihrer (Früh-) Geschichte ein, welches wir heute die neolithische Revolution nennen.
Was diese Entwicklung ausgelöst hat, wie sie vor sich ging und was sie für die Menschheit bedeutet, darüber wissen wir noch nichts Sicheres. Das Einzige, was wir heute sicher dazu sagen können ist, daß unsere bisherige Vorstellung davon falsch ist. Falsch ist der Glaube, die früheren Gesellschaften der Sammlerinnen und Jäger wären durch die pure Not dazu gedrängt worden, weil sie sonst verhungert wären. Dieser Gedanke konnte nur in den Köpfen heutiger Menschen entstehen, die die Verbindung zur Natur verloren haben und die vergessen haben, wie ihre (unsere) Vorfahren in den Gesamtkreislauf der Natur eingebettet waren. Falsch wäre aber auch die Vorstellung, daß mit dem Beginn von Pflanzen- und Tierzucht der Bruch des Gleichgewichts der Lebensprozesse begonnen hätte. Auch die frühen Garten- oder Ackerbäuerinnen und Viehzüchter wußten, daß sie nach wie vor von diesem Gleichgewicht abhängig sind und darauf zu achten hatten. Aber ihnen waren damit neue Möglichkeiten gegeben, die auch mißbraucht werden könnten. Daß diese Möglichkeiten der Ausbeutung der Natur im Laufe der Entwicklung zunahmen, ist wichtig für den weiteren Verlauf unserer Geschichte. Denn mit den wachsenden Fähigkeiten und Möglichkeiten der Menschen konnte zum ersten Mal der Gedanke aufkommen, sie könnten über der natürlichen Umgebung stehen oder sich über sie erheben; das war vorher ganz unmöglich.
Die Möglichkeit allein macht aber den Weisen noch nicht zum Narren. Erfahrungen aus vorangegangenen Jahrtausenden, die sich in Kultur und Tradition der matriarchalen Gesellschaften niedergeschlagen hatten, schützten die Menschen vor voreiligen Entschlüssen.
Ich komme in meiner Erzählung jetzt an eine Zäsur, die mit dem Ende der Steinzeit und dem Beginn der Metallzeit zusammenfällt.
Die Menschen nutzten schon mehrere Jahrhunderte das Feuer zur Herstellung keramischer Gebrauchsgegenstände und hatten dabei entdeckt, daß aus Erz im Feuer Kupfer entsteht. Bald darauf verstanden sie sich auf die Herstellung von Bronze und Bronzegeräten. Zu dieser Zeit hatten die Menschen schon den größten Teil der irdischen Landmassen besiedelt: Afrika, Europa, Asien und selbst Amerika, Australien und die ersten pazifischen Inseln. Sie hatten Eiszeiten durchlebt und sich in Regionen vorgewagt, in denen ihre frühesten Vorfahren nicht hätten leben können. Das schwankende Erdklima hatte sie herausgefordert und sie hatten diese Prüfungen bestanden.
Jetzt kam es zu einer Klimaänderung, welche viele Stammesgesellschaften schwer belastete; im zentralen und nördlichen Afrika und in Zentralasien trockneten vor ca. sieben bis achttausend Jahren weite Gebiete aus, es bildete sich ein Wüstengürtel. Die Nahrungsquellen versiegten mehr und mehr und die lange anhaltende Not führte schließlich dazu, daß das Vertrauen in die bestehende Ordnung verloren ging. Aus den Zentren der Wüstenbildung, in denen weite ehemals fruchtbare Landschaften unbewohnbar wurden, mußten die dort lebenden Völker abwandern. Aber die benachbarten Gebiete waren einerseits auch schon besiedelt, andererseits ließ auch dort die Fruchtbarkeit der Landschaft nach, so daß es immer schwieriger wurde, gute Lebensräume zu finden. In dieser Situation großer Not zerbrach in einigen Gemeinschaften die alte bewährte Ordnung und die Vorstellung setzte sich bei einigen Gruppen fest, daß die Natur den Menschen nicht freundlich, sondern feindlich gegenüberstünde. Daß dies ein Irrtum ist, konnten die betroffenen Menschen in ihrer Not nicht erkennen. Bei dem einsetzenden Zerfall der matriarchalen Stammesordnung waren es vor allem Männer, die sich entwurzelt und ausgestoßen fühlten und die glaubten, sie könnten ihr Glück erzwingen, indem sie sich mit Gewalt das holten, was sie zum Leben brauchten und die alten Gesetze mißachteten. Daß sie dabei ringsum die Not und die Störung des Gleichgewichts noch vergrößerten, konnten oder wollten sie nicht wahrnehmen. Auch war die Welt noch so riesengroß im Verhältnis zu den menschlichen Einflüssen, daß es leicht war, diese Wirkungen zu übersehen. Diese Gruppen von entwurzelten, von aus der alten Ordnung ausgebrochenen Menschen – im Grunde waren es Räuberbanden – gaben sich eine neue Ordnung, die auf dem Recht des Stärkeren beruhte: das Patriarchat war geboren.
Um ihre neue Daseinsweise zu rechtfertigen, mußten sie alle alten Vorstellungen umdeuten, denn ohne einen geistigen Halt konnten auch sie nicht existieren. Fortan lebten diese Gemeinschaften im Kriegszustand mit der Natur und mit den Nachbarvölkern. Und diese Lebensweise schien so erfolgreich, daß sie sich nach und nach immer weiter ausbreitete. Selbst als der ursprüngliche Anlass keine Rolle mehr spielte, war sie nicht mehr aufzuhalten. Benachbarte Stämme und Kulturen wurden entweder vernichtet oder unterjocht oder sie mußten sich zur Abwehr der Angriffe selbst eine Kriegsordnung geben und verwandelten sich so selbst zu Räubern.
Nur wenige Kulturen waren in der Lage, angesichts dieser erfolgreichen Kriegs- bzw. Eroberungskultur ihre alte Ordnung zu bewahren. Es gibt sie aber bis heute. Je weiter sich die patriarchalische Herrschaftskultur ausbreitete, desto mehr wurde das alte Wissen über das natürliche Gleichgewicht verdrängt und die Folgen des menschlichen Räuberdaseins bestärkten die Menschen noch in ihrem Irrtum: Während ursprünglich in der Regel alles ausreichend vorhanden war und nur in Ausnahmesituationen Knappheit und Not auftrat, schien jetzt prinzipiell alles knapp zu sein und je mehr man sich um die Sicherung der Ressourcen bemühte, desto schwieriger wurde das und um so größer schien der Mangel zu werden.
Seitdem verhalten sich die Menschen der Natur gegenüber, wie ein Gärtner, der nicht warten kann, bis seine Blumen von selbst aufblühen und deshalb die Knospen mit Werkzeugen öffnen will; was er erreicht, sind nicht frühere Blüten, sondern bestenfalls kompostierbarer Biomüll.
Obwohl die Menschheit seither ständig neue Fähigkeiten und Möglichkeiten der Naturausbeutung entwickelte – oder gerade deswegen – ist seit einigen Jahrtausenden dieser Mangel zum ständigen Begleiter der menschlichen Gesellschaften geworden. Aus diesem andauernden Kampf ums Dasein und der daraus entstehenden Knappheit der Ressourcen ist der Gedanke erwachsen, daß menschliche Gesellschaften nur mit einer hierarchischen Gliederung überleben können. Aus dem permanenten Kriegszustand entstand so das patriarchalische System der Herrschaft und die Herrschaftsideologie, die heute die meisten Menschen als Normalität empfinden, weil sie alles andere vergessen oder verdrängt haben.
Seitdem ist die Geschichte der menschlichen Entwicklung eine Geschichte von Kriegen, Eroberungen, Zerstörung, Unterdrückung und Versklavung. Ein großer Teil aller menschlichen Kräfte und Fähigkeiten wird damit in destruktiven Tätigkeiten verbraucht. Kräfte und Fähigkeiten, mit denen wir, würden wir sie konstruktiv einsetzen, uns ein wirklich paradiesisches Leben ermöglichen würden. Da die Tendenzen zur Zentralisation und zur Expansion in der Logik von Herrschaftssystemen liegen, scheint die Entwicklung alternativlos, so daß selbst die Erkenntnis der Unmöglichkeit grenzenlosen Wachstums in unserer endlichen Welt nicht dazu führt, diesen Prozeß zu stoppen. Die Megamaschine der Herrschaft rast mit zunehmendem Tempo in ihren Untergang. Die menschliche Kultur ist zum Krebsgeschwür des irdischen Lebens geworden.
In der Logik des Systems liegt aber auch seine Instabilität; alle großen, erfolgreichen Herrschaftsgesellschaften sind an ihrer eigenen inneren Unmöglichkeit zugrundegegangen.
Die Zukunft der Menschheit wäre hoffnungslos, wenn die Herrschaftsideologie in der Lage wäre, die Menschen vollkommen umzuprogrammieren. Aber das ist zumindest in siebentausend Jahren nicht gelungen und stünde höchstwahrscheinlich im Widerspruch zu grundlegenden Gesetzmäßigkeiten der materiellen Evolution der Welt; erst recht gilt das aus spiritueller Sicht.
In den Menschen ist das Bedürfnis (die Sehnsucht) nach Freiheit und Selbstbestimmung im Innersten verankert und dieses Bedürfnis bringt immer wieder Befreiungsbewegungen in Gang, solange bis die Herrschaftssysteme vollständig beseitigt sind. Würde dieses Bedürfnis unter dem Druck der Herrschaft absterben, würden wohl die Menschen ihre Motivation zum Leben ganz und gar verlieren, wir würden aussterben.
Unsere Zukunft entscheidet sich also daran, ob wir diesen Jahrtausende alten Irrtum endlich erkennen und uns nicht mehr von den scheinbaren Erfolgen unseres Räuber- und Ausbeuterdaseins täuschen lassen. Daß wir erkennen, daß mit jedem Erfolg in dieser Richtung die Schwierigkeiten unseres Daseins größer werden bis wir schließlich daran zerbrechen oder die ganze Welt verderben.
Ein weiser Mensch hat es etwa so formuliert: Die Welt ist reich genug, die echten Bedürfnisse Aller zu befriedigen, sie ist aber zu klein für die Gier weniger.
Mit der Umkehr aus dieser Sackgasse unserer Entwicklung können wir die ganze Last abwerfen, welche dieser allgemeine innere und äußere Kriegszustand ist. Obwohl das nur gelingt, indem wir auf die Ausplünderung der Natur verzichten, bedeutet das nicht, daß wir alle Errungenschaften dieser schlimmen Episode unserer Entwicklungsgeschichte verlieren. Im Gegenteil müssen wir die Erfahrungen bewahren, die wir damit gemacht haben. Dazu gehören auch alle technologischen Entwicklungen; vor allem aber die Erkenntnis, daß wir nur mit der Natur, nicht gegen sie, ein gutes Leben führen können.
Um zu verdeutlichen, was wir mit der ursprünglichen falschen Entscheidung gewonnen und verloren haben und was wir mit der Umkehr verlieren und was wir gewinnen, zähle ich einige Alternativen auf.
In der patriarchalischen Herrschaftsgesellschaft:
- Leben von und mit der Natur verkommt zu Raubbau, Plünderung und Zerstörung.
- Wirtschaft im Sinne der Schaffung der materiellen Voraussetzungen zum Leben verkommt zu Kapitalismus; das ist die Unterwerfung unter das abstrakte Gesetz der Wertakkumulation.
- Politik im Sinne von gesellschaftlichem Interessenausgleich verkommt zu Verschwörung und organisiertem Verbrechen
- öffentliche Kommunikation verkommt zu Manipulation
- Internationale Beziehungen verkommen zu Kolonialismus.
- Bildung im Sinne der Förderung und Entfaltung aller Fähigkeiten menschlicher Individuen verkommt zu Ausbildung im Sinne von Abrichtung der Menschen zu Sklaven „ökonomischer Notwendigkeiten“ und der Herrschaftsinteressen weniger.
- Wettbewerb und Kooperation im Sinne von gegenseitiger Förderung verkommt zu Konkurrenz im Sinne von gegenseitiger Unterwerfung oder Vernichtung.
- Solidarität verkommt zu Gerechtigkeit im Sinne von „Auge um Auge, Zahn um Zahn“
- Das Streben nach Glück verkommt zum Streben nach Erfolg.
- Spiritualität, Religiosität verkommt zu Herrschaftsreligion und Religionsherrschaft (Ideologieherrschaft)
Für alle, die sich mit den Gedanken dieser Geschichte intensiver beschäftigen möchten, habe ich einige Empfehlungen.
James DeMeo hat die „Saharasia“-These aufgestellt, welche eine Erklärung für den beginnenden Zerfall der matriarchalen Ordnung und die Patriarchatsentstehung aus globalen Klimatischen Prozessen gibt.
Marija Gimbutas hat in jahrzehntelanger archäologischer Forschungsarbeit die Alteuropäischen matriarchalen Gesellschaften entdeckt und beschrieben.
Alexander und Edith Tollmann haben anhand geologischer, ethnologischer und astronomischer Forschungen ein mögliches Szenario der Sintflut erarbeitet.
Schließlich hat Heide Göttner-Abendroth in zahlreichen Publikationen Licht in das Thema Matriarchatsgeschichte und Matriarchatsforschung gebracht.
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