Montag, 5. März 2012
Bekenntnis Dritter Teil
jochen tittel, 18:21h
Nachdem ich solcherweise in meine Biographie abgeschweift bin, komme ich wieder zu der Frage zurück: Wozu und warum bin ich in dieser meiner Gestalt in diese Welt hineingestellt?
Nachdem das Wunder geschehen war und die Wandlung der äußeren Umstände aus mir, einem mehr oder weniger passenden DDR-Bürger, einen ebenso mehr oder weniger passenden BRD-Bürger gemacht hatten, erscheint es wohl nicht verwunderlich, daß ich die Situation nicht einfach hinnehmen konnte, sondern mir die Frage nach dem Sinn meines Daseins erst recht stellen mußte.
Wie ich schon oben schrieb, habe ich mich entschieden, mich menschlich zu benehmen; aber was bedeutet das denn?
Rein positivistisch oder faktisch beurteilt heißt das, daß ich mich zu der monströsesten Art zählen kann, die dieser Planet bisher hervorgebracht hat und die gerade dabei ist ihre Lebensgrundlagen und damit sich selbst zu zerstören.
Wenn ich ausrufe: Das habe ich damit nicht gemeint!, dann muß ich also noch eine andere Vorstellung davon entwickeln, was es denn heißen soll, menschlich zu sein.
Wenn wir uns die Begriffe Menschlichkeit und Humanismus vor uns hinstellen als Ziele unseres Strebens, dann meinen wir damit den guten Menschen, unsere Vorstellungen von Hilfsbereitschaft, Selbstlosigkeit, Weisheit und Umsicht. „Das sind bloße Wunschvorstellungen“, meinen dagegen Andere, die sich selbst gern Realisten nennen.
Einige sind überzeugt, daß der Mensch von Natur ein Raubtier ist und domestiziert werden muß und wieder andere meinen, daß spezifische am Wesen des Menschen sei seine Flexibilität. Das heißt, der Mensch hat die Fähigkeit sowohl so als auch anders zu sein. Aber was gibt dann den Ausschlag, in welche Richtung sich menschliches Verhalten bewegt? Sind es die Umstände, dann geraten wir leicht in einen Zirkelschluß, denn die Umstände sind ja zu wesentlichen Teilen menschengemacht (?).
Ich will diese Diskussion hier nicht in alle Einzelheiten verfolgen und einfach meine Überzeugung hinstellen, daß sich sowohl nach materialistischer als auch nach idealistischer Betrachtungsweise eine Flexibilität mit einer leichten Präferenz für das Gute annehmen läßt.
Ich stelle jetzt fest, daß ich nun doch die allgemein philosophische Antwort behandelt habe, die ich anfangs schon vorausgesetzt hatte, … Sei´s drum!
Und wieder stehe ich vor der Frage: Warum gerade ich, gerade jetzt, gerade hier (in dieser Welt)?
Und wie kann (oder sollte) es jetzt weitergehen?
Anders formuliert heißt das: Hat unser menschliches Dasein einen Sinn; und wenn ja: welchen?
Beim Nachsinnen über diese Fragen fallen mir einige Worte Hermann Hesses ein, die ich hier wiedergebe (da es mir schwer fällt etwas davon wegzulassen, dehne ich das Zitat etwas aus):
„Je älter ich wurde und je schaler die kleinen Befriedigungen mir schmeckten, die ich in meinem Leben fand, desto mehr wurde mir klar, wo ich die Quelle der Freuden und des Lebens suchen müsse. Ich erfuhr, daß geliebt werden nichts ist, lieben aber alles. Und mehr und mehr meinte ich zu sehen, daß das, was unser Dasein wertvoll und lustvoll macht, nichts anderes ist als unser Fühlen und Empfinden. Glück ist Liebe, nicht anderes. Wer lieben kann, ist glücklich.
Es gibt keine Pflicht des Liebens, es gibt nur eine Pflicht des Glücklichseins, dazu allein sind wir auf der Welt. Und mit aller Pflicht und aller Moral und allen Geboten macht man einander selten glücklich, weil man sich selbst damit nicht glücklich macht. Wenn der Mensch gut sein kann, so kann er es nur, wenn er glücklich ist, wenn er Harmonie in sich hat, also wenn er liebt.“
Dem ist nichts hinzuzufügen, zunächst jedenfalls.
Wenn ich aber schaue, wie weit wir uns danach benehmen, kommt die Frage auf: Was hindert uns daran, so zu sein; so gut und so glücklich?
Nachdem das Wunder geschehen war und die Wandlung der äußeren Umstände aus mir, einem mehr oder weniger passenden DDR-Bürger, einen ebenso mehr oder weniger passenden BRD-Bürger gemacht hatten, erscheint es wohl nicht verwunderlich, daß ich die Situation nicht einfach hinnehmen konnte, sondern mir die Frage nach dem Sinn meines Daseins erst recht stellen mußte.
Wie ich schon oben schrieb, habe ich mich entschieden, mich menschlich zu benehmen; aber was bedeutet das denn?
Rein positivistisch oder faktisch beurteilt heißt das, daß ich mich zu der monströsesten Art zählen kann, die dieser Planet bisher hervorgebracht hat und die gerade dabei ist ihre Lebensgrundlagen und damit sich selbst zu zerstören.
Wenn ich ausrufe: Das habe ich damit nicht gemeint!, dann muß ich also noch eine andere Vorstellung davon entwickeln, was es denn heißen soll, menschlich zu sein.
Wenn wir uns die Begriffe Menschlichkeit und Humanismus vor uns hinstellen als Ziele unseres Strebens, dann meinen wir damit den guten Menschen, unsere Vorstellungen von Hilfsbereitschaft, Selbstlosigkeit, Weisheit und Umsicht. „Das sind bloße Wunschvorstellungen“, meinen dagegen Andere, die sich selbst gern Realisten nennen.
Einige sind überzeugt, daß der Mensch von Natur ein Raubtier ist und domestiziert werden muß und wieder andere meinen, daß spezifische am Wesen des Menschen sei seine Flexibilität. Das heißt, der Mensch hat die Fähigkeit sowohl so als auch anders zu sein. Aber was gibt dann den Ausschlag, in welche Richtung sich menschliches Verhalten bewegt? Sind es die Umstände, dann geraten wir leicht in einen Zirkelschluß, denn die Umstände sind ja zu wesentlichen Teilen menschengemacht (?).
Ich will diese Diskussion hier nicht in alle Einzelheiten verfolgen und einfach meine Überzeugung hinstellen, daß sich sowohl nach materialistischer als auch nach idealistischer Betrachtungsweise eine Flexibilität mit einer leichten Präferenz für das Gute annehmen läßt.
Ich stelle jetzt fest, daß ich nun doch die allgemein philosophische Antwort behandelt habe, die ich anfangs schon vorausgesetzt hatte, … Sei´s drum!
Und wieder stehe ich vor der Frage: Warum gerade ich, gerade jetzt, gerade hier (in dieser Welt)?
Und wie kann (oder sollte) es jetzt weitergehen?
Anders formuliert heißt das: Hat unser menschliches Dasein einen Sinn; und wenn ja: welchen?
Beim Nachsinnen über diese Fragen fallen mir einige Worte Hermann Hesses ein, die ich hier wiedergebe (da es mir schwer fällt etwas davon wegzulassen, dehne ich das Zitat etwas aus):
„Je älter ich wurde und je schaler die kleinen Befriedigungen mir schmeckten, die ich in meinem Leben fand, desto mehr wurde mir klar, wo ich die Quelle der Freuden und des Lebens suchen müsse. Ich erfuhr, daß geliebt werden nichts ist, lieben aber alles. Und mehr und mehr meinte ich zu sehen, daß das, was unser Dasein wertvoll und lustvoll macht, nichts anderes ist als unser Fühlen und Empfinden. Glück ist Liebe, nicht anderes. Wer lieben kann, ist glücklich.
Es gibt keine Pflicht des Liebens, es gibt nur eine Pflicht des Glücklichseins, dazu allein sind wir auf der Welt. Und mit aller Pflicht und aller Moral und allen Geboten macht man einander selten glücklich, weil man sich selbst damit nicht glücklich macht. Wenn der Mensch gut sein kann, so kann er es nur, wenn er glücklich ist, wenn er Harmonie in sich hat, also wenn er liebt.“
Dem ist nichts hinzuzufügen, zunächst jedenfalls.
Wenn ich aber schaue, wie weit wir uns danach benehmen, kommt die Frage auf: Was hindert uns daran, so zu sein; so gut und so glücklich?
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felixkrauss,
Donnerstag, 8. März 2012, 03:52
Richtung ist gut
Der Text hat einen schönen Ton und mir vertraute Gedankengänge. Gerade das Ende ist prägnant und trefflich. Da geht noch mehr. Spiele mit Worten und halte dich kurz. Einen blog beim wachsen zu beobachten, ist schön.
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