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Samstag, 3. März 2012
Bekenntnis Zweiter Teil
jochen tittel, 17:14h
Ich verwende heute gelegentlich das Wort: Gott. Das bedarf einer eingehenden Erklärung, denn in unserer sogenannten christlich-abendländischen Zivilisation ist dieses Wort mit unterschiedlichen Vorstellungen befrachtet und erzeugt deshalb eher Mißverständnisse als Klarheit.
Ich meine mit diesem Wort das, was man sowohl philosophisch/idealistisch als auch philosophisch/materialistisch als den Ursprung oder die Quelle aller Erscheinungen des Daseins bezeichnen könnte.
Den obigen Spruch könnte ich also auch so formulieren: Die Vielfalt ist die Daseinsweise und Daseinsbedingung unserer Welt.
Nachdem ich feststellen konnte, daß ich mich jetzt in der real-kapitalistischen Welt ebenso fremd fühle, wie seinerzeit in der real-sozialistischen, stellte sich mir wieder die Frage:Wozu bin ich in dieser Welt?
Anstelle diese Frage nun direkt zu beantworten (was ich nur andeutungsweise kann), schweife ich ab in meine Geschichte.
In der DDR aufgewachsen, ist mein atheistischer Lebenslauf kein ungewöhnlicher. Ich habe diesen Atheismus und den philosophischen Materialismus (den dialektischen) ernst genommen und mich bemüht, ihn mir wirklich anzueignen (im Sinne Goethes Ausspruchs vom Erbe).
Bis zum Ende der achtziger Jahre war ich so felsenfest von der Richtigkeit dieser Anschauung überzeugt, daß ich mir nicht vorstellen konnte, daß sich daran jemals etwas ändern könnte. Aber diese Überzeugung rüherte in erster Linie daher, daß mir Niemand und Nichts bisher begegnet war, was meine Überzeugung hätte in Frage stellen können.
Das änderte sich – historisch ist es wohl eher zufällig – mit dem beginnenden Zusammenbruch der DDR. Ein erster Anstoß für meine Zweifel ergab sich bei meinen Marx-Studien, die ich angefangen hatte, weil mir die Unverträglichkeit des offiziellen Marxismus mit den werken von Marx aufgefallen war und ich dort die Möglichkeit und Notwendigkeit sah, einen Hebel anzusetzen.
Bei meiner Beschäftigung mit Marx` religionskritischen Schriften stach mir eine Diskrepanz ins Auge, die einer Erklärung bedurfte. Marx` Kritik an der Religion, die sich hauptsächlich auf das Christentum richtete (wenn sie auch allgemeingültig gemeint war) traf – soweit ich das beurteilen konnte und kann – in jeder Hinsicht zu, soweit man unter Religion das verstand, was ich jetzt als den irdischen Niederschlag von eigentlicher Religion bezeichne.
Für mich deckte sich damals mein Begriff von Religion mit diesem Niederschlag und folglich fand ich auch an Marx` Religionskritik nichts auszusetzen.
Marx war ein sehr gescheiter Mann und hat sich deshalb selten auf Prognosen eingelassen; aber gerade bezüglich der Religion hat er es getan und hat sich geirrt. Er war der Meinung, daß nach der durch Feuerbach und ihn selbst erfolgten Religionskritik die Religion innerhalb weniger Jahre oder Jahrzehnte absterben würde. Als ich das las, waren inzwischen etwa 150 Jahre vergangen und Religion existierte immer noch. Es scheint nur zwei Möglichkeiten zu geben, diesen Dissens zu erklären:
1. Religiosität ist eine so hartnäckige Borniertheit, daß sie sich einfach jedem rationalen Argument verweigert.
Oder
2. Religiosität ist noch mehr, als das, was Marx mit seiner Kritik getroffen hat.
Damals war noch die erste Möglichkeit meine Vorzugsvariante, aber ich hatte die offiziellen Marxisten/Leninisten erlebt, die sich vor die Menschen hinstellten und sich als die Besitzer und Verwalter der Absoluten Wahrheit ausgaben; dabei waren die Lautesten die größten Dummköpfe. (Ich muß hier, um Mißverständnisse zu vermeiden, hinzufügen, daß sich diese Bemerkung ausdrücklich nur auf eine bestimmte Sorte von Agitatoren bezieht.)
Das Wissen um solche Leute hatte mich vorsichtig gemacht und so fing für mich eine Zeit des Suchens und der Neuorientierung an. Ich fand dann auch Menschen und Bücher, die mir einen anderen Blick auf das Phänomen der Religiosität ermöglichten.
Die Folge davon war die für mich zunächst schwer zu verkraftende Erkenntnis, daß die materialistische Weltanschauung auf einem grundlegenden Irrtum beruht, wie ich heute denke. Die materialistische Philosophie und Weltanschauung geht davon aus, daß unseren Sinneswahrnehmungen etwas außerhalb unseres Bewußtseins entspricht, was die Sinnesreize erzeugt; und das Bild, welches wir uns aus diesen Sinneseindrücken von der Welt machen, soll dann ein zumindest teilweise adäquates Abbild der objektiv realen Welt sein. Für die Behauptung aber, daß den Sinnesreizen, die ja Erscheinungen in unserem (meinem) Bewußtsein sind, etwas außerhalb des Bewußtseins gegenübersteht, gibt es keinen Hinweis, geschweige denn einen Beweis.
Mehr will ich an dieser Stelle dazu nicht schreiben. Mir war die materialistische Weltanschauung so lieb und vertraut, daß ich sie nicht aufgeben wollte. Und wenn man nur die Grenzen ihrer Gültigkeit beachtet, halte ich sie nach wie vor für ein großartiges Instrument der Welterkenntnis: Sie ist gültig solange und soweit wir uns selbst als Wesen von dieser Welt anschauen und uns in dieser Eigenschaft in der Welt orientieren wollen.
Ich meine mit diesem Wort das, was man sowohl philosophisch/idealistisch als auch philosophisch/materialistisch als den Ursprung oder die Quelle aller Erscheinungen des Daseins bezeichnen könnte.
Den obigen Spruch könnte ich also auch so formulieren: Die Vielfalt ist die Daseinsweise und Daseinsbedingung unserer Welt.
Nachdem ich feststellen konnte, daß ich mich jetzt in der real-kapitalistischen Welt ebenso fremd fühle, wie seinerzeit in der real-sozialistischen, stellte sich mir wieder die Frage:Wozu bin ich in dieser Welt?
Anstelle diese Frage nun direkt zu beantworten (was ich nur andeutungsweise kann), schweife ich ab in meine Geschichte.
In der DDR aufgewachsen, ist mein atheistischer Lebenslauf kein ungewöhnlicher. Ich habe diesen Atheismus und den philosophischen Materialismus (den dialektischen) ernst genommen und mich bemüht, ihn mir wirklich anzueignen (im Sinne Goethes Ausspruchs vom Erbe).
Bis zum Ende der achtziger Jahre war ich so felsenfest von der Richtigkeit dieser Anschauung überzeugt, daß ich mir nicht vorstellen konnte, daß sich daran jemals etwas ändern könnte. Aber diese Überzeugung rüherte in erster Linie daher, daß mir Niemand und Nichts bisher begegnet war, was meine Überzeugung hätte in Frage stellen können.
Das änderte sich – historisch ist es wohl eher zufällig – mit dem beginnenden Zusammenbruch der DDR. Ein erster Anstoß für meine Zweifel ergab sich bei meinen Marx-Studien, die ich angefangen hatte, weil mir die Unverträglichkeit des offiziellen Marxismus mit den werken von Marx aufgefallen war und ich dort die Möglichkeit und Notwendigkeit sah, einen Hebel anzusetzen.
Bei meiner Beschäftigung mit Marx` religionskritischen Schriften stach mir eine Diskrepanz ins Auge, die einer Erklärung bedurfte. Marx` Kritik an der Religion, die sich hauptsächlich auf das Christentum richtete (wenn sie auch allgemeingültig gemeint war) traf – soweit ich das beurteilen konnte und kann – in jeder Hinsicht zu, soweit man unter Religion das verstand, was ich jetzt als den irdischen Niederschlag von eigentlicher Religion bezeichne.
Für mich deckte sich damals mein Begriff von Religion mit diesem Niederschlag und folglich fand ich auch an Marx` Religionskritik nichts auszusetzen.
Marx war ein sehr gescheiter Mann und hat sich deshalb selten auf Prognosen eingelassen; aber gerade bezüglich der Religion hat er es getan und hat sich geirrt. Er war der Meinung, daß nach der durch Feuerbach und ihn selbst erfolgten Religionskritik die Religion innerhalb weniger Jahre oder Jahrzehnte absterben würde. Als ich das las, waren inzwischen etwa 150 Jahre vergangen und Religion existierte immer noch. Es scheint nur zwei Möglichkeiten zu geben, diesen Dissens zu erklären:
1. Religiosität ist eine so hartnäckige Borniertheit, daß sie sich einfach jedem rationalen Argument verweigert.
Oder
2. Religiosität ist noch mehr, als das, was Marx mit seiner Kritik getroffen hat.
Damals war noch die erste Möglichkeit meine Vorzugsvariante, aber ich hatte die offiziellen Marxisten/Leninisten erlebt, die sich vor die Menschen hinstellten und sich als die Besitzer und Verwalter der Absoluten Wahrheit ausgaben; dabei waren die Lautesten die größten Dummköpfe. (Ich muß hier, um Mißverständnisse zu vermeiden, hinzufügen, daß sich diese Bemerkung ausdrücklich nur auf eine bestimmte Sorte von Agitatoren bezieht.)
Das Wissen um solche Leute hatte mich vorsichtig gemacht und so fing für mich eine Zeit des Suchens und der Neuorientierung an. Ich fand dann auch Menschen und Bücher, die mir einen anderen Blick auf das Phänomen der Religiosität ermöglichten.
Die Folge davon war die für mich zunächst schwer zu verkraftende Erkenntnis, daß die materialistische Weltanschauung auf einem grundlegenden Irrtum beruht, wie ich heute denke. Die materialistische Philosophie und Weltanschauung geht davon aus, daß unseren Sinneswahrnehmungen etwas außerhalb unseres Bewußtseins entspricht, was die Sinnesreize erzeugt; und das Bild, welches wir uns aus diesen Sinneseindrücken von der Welt machen, soll dann ein zumindest teilweise adäquates Abbild der objektiv realen Welt sein. Für die Behauptung aber, daß den Sinnesreizen, die ja Erscheinungen in unserem (meinem) Bewußtsein sind, etwas außerhalb des Bewußtseins gegenübersteht, gibt es keinen Hinweis, geschweige denn einen Beweis.
Mehr will ich an dieser Stelle dazu nicht schreiben. Mir war die materialistische Weltanschauung so lieb und vertraut, daß ich sie nicht aufgeben wollte. Und wenn man nur die Grenzen ihrer Gültigkeit beachtet, halte ich sie nach wie vor für ein großartiges Instrument der Welterkenntnis: Sie ist gültig solange und soweit wir uns selbst als Wesen von dieser Welt anschauen und uns in dieser Eigenschaft in der Welt orientieren wollen.
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Sonntag, 26. Februar 2012
Geschichte eines Irrtums
jochen tittel, 21:36h
In diesem Text habe ich versucht, das Ergebnis meiner Wahrheitssuche der letzten Jahre in eine leicht faßliche Form zu bringen.
Die Geschichte eines Irrtums
eine Erzählung
für große und kleine Menschenkinder
von Jochen Tittel
Wir Menschen leben auf unserem Heimatplaneten schon viele viele Jahrtausende und die längste Zeit davon lebten wir in Frieden. Doch heute befinden wir uns in einem Kriegszustand mit der Natur und untereinander. Und das auch schon seit vielen Jahrhunderten, so daß wir fast vergessen haben, daß es einmal anders war und daß es anders überhaupt möglich ist. Wie es dazu kam, will ich Euch erzählen.
Es gab also, wie ich schon sagte, eine Zeit, da lebten die Menschen auf der Erde in Frieden miteinander und mit der Natur, zu der sie sich zugehörig, in die sie sich eingebettet fühlten, als ein Teil des Ganzen. Sie wußten um diese Verbindung, um die vielfältigen Wechselbeziehungen zwischen ihnen und allen Wesen und Erscheinungen und dieses Wissen war nicht nur ein Wissen im Kopf, es war ihre Existenz; ihr ganzes Dasein bestand aus diesem Wissen bis in jede Einzelheit. Sie wußten, daß sie alles von der äußeren Natur geschenkt bekamen, was sie zum Leben brauchten und daß all ihre Fähigkeiten ein Geschenk ihrer inneren Natur sind.
Aus dem Bewußtsein ihrer Eingebundenheit heraus wäre ihnen die Idee völlig lächerlich erschienen, sich für die Beherrscher der Natur oder die Herren der Schöpfung zu halten. Doch waren sie in der Lage, aus der Erkenntnis der Zusammenhänge Nutzen für ihr Dasein zu ziehen. Sie hatten erlebt, daß die Natur nicht nur für sie da ist und daß mitunter Dinge geschehen, die sich schmerzlich für sie auswirkten. Auf solche Ereignisse muß man immer vorbereitet sein, dann kann man den Schaden in Grenzen halten. Aber völlig auszuschließen sind sie nicht.
So lebten sie und breiteten sich langsam über die Erde aus; wanderten, siedelten – immer im Einklang mit dem Ganzen der Natur. Das natürliche Gleichgewicht ist aber kein starres ein für alle mal gegebenes – das wäre ein totes – sondern es ist ständig im Fluß, geht ständig verloren und wird in jedem Augenblick wieder neu hergestellt. Diese Störung und Wiederherstellung des Gleichgewichts ist das Leben selbst – im Großen wie im Kleinen.
So wie die Entstehung der Sonne, der Planeten und der Erde selbst das Ergebnis einer Katastrophe sind, des Zusammenstoßens und Zusammenstürzens kosmischer Materie, so hat unsere Erde auch immer wieder kosmische oder geologische Katastrophen erlebt – Einschläge von Kometen und Meteoren, Erdbeben und Vulkanausbrüche mit gewaltigen Verwüstungen. Immer ist daraus auch Neues entstanden. Das irdische Leben – einmal entstanden – hat alle diese Katastrophen überstanden und ist davon geprägt. Auch die Menschen waren in den vielhunderttausenden von Jahren ihrer Entwicklung von solchen großen Einbrüchen (Ausbrüchen) der Naturgewalten betroffen und haben daraus gelernt. Sie haben sich in dieses immerfließende Gleichgewicht eingefügt und Fähigkeiten entwickelt, die keinen anderen irdischen Lebewesen in solchem Maße zukommen. Sie haben ein klareres Bewußtsein und einen schärferen Verstand hervorgebracht als alle anderen Lebewesen der Erde – das zeichnet sie aus. Aus der bewußten und verständigen Gestaltung ihres Zusammenlebens entstand das, was wir heute Kultur nennen.
In den unvorstellbaren Zeiträumen ihrer Entwicklung durchlebten unsere frühen Vorfahren zahlreiche kleinere und größere Naturkatastrophen und wahrscheinlich wären sie nicht nur einmal fast ausgerottet worden. Die größte dieser Katastrophen, an die wir noch heute Erinnerungen in mehreren Kulturen auf der ganzen Welt finden, haben wir Sintflut genannt. Unsere Versuche, herauszufinden bzw. zu erklären was hinter diesen Geschichten steckt, haben zu zahlreichen Theorien geführt; ich halte die Theorie für die zutreffendste, die einen Kometeneinschlag vor etwa 9500 Jahren für die weltweite Katastrophe verantwortlich macht.
Derartige Ereignisse erschüttern natürlich das Vertrauen der Menschen in das Wohlwollen der Naturkräfte ihnen gegenüber. Und das hat dazu geführt, daß sie nach Erklärungen suchten und nach Möglichkeiten, diese Kräfte in ihrem Sinne zu beeinflussen. Zwei Wege haben die Menschen dabei eingeschlagen; den naturwissenschaftlichen und den spirituellen. Beide ergänzen sich und gehören zusammen.
Die Ordnung, welche sich diese Menschen in ihrem Zusammenleben gaben, die sich aus den natürlichen Verhältnissen heraus entwickelte, nennen wir heute Matriarchat. Dieses Wort stammt aus der Sprache der antiken Griechen und soll uns bedeuten: „Am Anfang sind die Mütter“ Daß heute darum gestritten wird, ob das die richtige Bedeutung des Wortes ist, erwähne ich hier nur, darauf müssen wir jetzt nicht eingehen.
Am Anfang ist die Mutter: das ist eine unmittelbare Selbstverständlichkeit für jeden Menschen, der auf dieser Erde lebt.
Diese matriarchalen Gesellschaften bilden die frühesten menschlichen Kulturen und sind die Basis aller folgenden Entwicklungen. Sie existierten, wuchsen und entwickelten sich über einen Zeitraum von vielleicht mehreren Jahrhunderttausenden. Genau können wir das heute noch nicht sagen aber verglichen mit dem Zeitraum, den wir noch bis vor kurzem den geschichtlichen nannten, ist es eine unermeßliche Zeit. Und wir können sagen, daß fast alles, was uns von der Natur genetisch mit auf den Weg gegeben wurde (über unsere tierischen Vorfahren hinaus), aus dieser Zeit stammt.
In dieser langen Zeit, das sagte ich schon am Anfang, lebten die Menschen in Frieden mit sich und ihrer Umgebung. Später, als dieser glückliche Zustand verloren war (verspielt, vertan ?) bewahrten sie sich davon nur dunkle Erinnerungen an das Paradies.
Wir dürfen uns diese Verhältnisse sicher nicht so vorstellen, wie sie in den Paradiesgeschichten heute erzählt werden; Löwen haben kein Gras gefressen und es gab noch andere Jäger-Beute-Beziehungen. Sicher traten auch Konflikte zwischen Menschen auf, die gewaltsam gelöst wurden; aber das waren Ausnahmefälle und für die Verletzungen, die daraus entstanden, hatten die Menschen Heilungsrituale geschaffen, so daß sich die Wunden wieder schließen konnten.
Auch jene Tiere, die sich vom Fleisch anderer Tiere oder auch von Menschen ernähren, waren (und sind auch heute) keine blutrünstigen Bestien und wurden von den Menschen nicht als solche gesehen. Das einzige Lebewesen auf Erden, das fähig ist zur Bestie zu werden, ist der Mensch – aber das geschieht erst viel später. In der Zeit, von der wir jetzt noch reden, gab es keine Bestien (und wohl auch vorher in der ganzen irdischen Geschichte des Lebens nicht).
Ganz zu Anfang lebten die Menschen in Gemeinschaften von Sammlerinnen und Jägern, damit ist also eine Funktionsteilung zwischen Frauen und Männern angesprochen, die sich aus natürlichen Gegebenheiten entwickelt hat. Das schließt vielleicht nicht aus, daß es auch einzelne Sammler und Jägerinnen gegeben hat (?). Und diese Lebensweise haben einige wenige und kleine Völker bis heute beibehalten. Viele andere haben aber damals begonnen Pflanzen anzubauen und Tiere zu halten und zu züchten. Damit tritt die Menschheit in ein Stadium ihrer (Früh-) Geschichte ein, welches wir heute die neolithische Revolution nennen.
Was diese Entwicklung ausgelöst hat, wie sie vor sich ging und was sie für die Menschheit bedeutet, darüber wissen wir noch nichts Sicheres. Das Einzige, was wir heute sicher dazu sagen können ist, daß unsere bisherige Vorstellung davon falsch ist. Falsch ist der Glaube, die früheren Gesellschaften der Sammlerinnen und Jäger wären durch die pure Not dazu gedrängt worden, weil sie sonst verhungert wären. Dieser Gedanke konnte nur in den Köpfen heutiger Menschen entstehen, die die Verbindung zur Natur verloren haben und die vergessen haben, wie ihre (unsere) Vorfahren in den Gesamtkreislauf der Natur eingebettet waren. Falsch wäre aber auch die Vorstellung, daß mit dem Beginn von Pflanzen- und Tierzucht der Bruch des Gleichgewichts der Lebensprozesse begonnen hätte. Auch die frühen Garten- oder Ackerbäuerinnen und Viehzüchter wußten, daß sie nach wie vor von diesem Gleichgewicht abhängig sind und darauf zu achten hatten. Aber ihnen waren damit neue Möglichkeiten gegeben, die auch mißbraucht werden könnten. Daß diese Möglichkeiten der Ausbeutung der Natur im Laufe der Entwicklung zunahmen, ist wichtig für den weiteren Verlauf unserer Geschichte. Denn mit den wachsenden Fähigkeiten und Möglichkeiten der Menschen konnte zum ersten Mal der Gedanke aufkommen, sie könnten über der natürlichen Umgebung stehen oder sich über sie erheben; das war vorher ganz unmöglich.
Die Möglichkeit allein macht aber den Weisen noch nicht zum Narren. Erfahrungen aus vorangegangenen Jahrtausenden, die sich in Kultur und Tradition der matriarchalen Gesellschaften niedergeschlagen hatten, schützten die Menschen vor voreiligen Entschlüssen.
Ich komme in meiner Erzählung jetzt an eine Zäsur, die mit dem Ende der Steinzeit und dem Beginn der Metallzeit zusammenfällt.
Die Menschen nutzten schon mehrere Jahrhunderte das Feuer zur Herstellung keramischer Gebrauchsgegenstände und hatten dabei entdeckt, daß aus Erz im Feuer Kupfer entsteht. Bald darauf verstanden sie sich auf die Herstellung von Bronze und Bronzegeräten. Zu dieser Zeit hatten die Menschen schon den größten Teil der irdischen Landmassen besiedelt: Afrika, Europa, Asien und selbst Amerika, Australien und die ersten pazifischen Inseln. Sie hatten Eiszeiten durchlebt und sich in Regionen vorgewagt, in denen ihre frühesten Vorfahren nicht hätten leben können. Das schwankende Erdklima hatte sie herausgefordert und sie hatten diese Prüfungen bestanden.
Jetzt kam es zu einer Klimaänderung, welche viele Stammesgesellschaften schwer belastete; im zentralen und nördlichen Afrika und in Zentralasien trockneten vor ca. sieben bis achttausend Jahren weite Gebiete aus, es bildete sich ein Wüstengürtel. Die Nahrungsquellen versiegten mehr und mehr und die lange anhaltende Not führte schließlich dazu, daß das Vertrauen in die bestehende Ordnung verloren ging. Aus den Zentren der Wüstenbildung, in denen weite ehemals fruchtbare Landschaften unbewohnbar wurden, mußten die dort lebenden Völker abwandern. Aber die benachbarten Gebiete waren einerseits auch schon besiedelt, andererseits ließ auch dort die Fruchtbarkeit der Landschaft nach, so daß es immer schwieriger wurde, gute Lebensräume zu finden. In dieser Situation großer Not zerbrach in einigen Gemeinschaften die alte bewährte Ordnung und die Vorstellung setzte sich bei einigen Gruppen fest, daß die Natur den Menschen nicht freundlich, sondern feindlich gegenüberstünde. Daß dies ein Irrtum ist, konnten die betroffenen Menschen in ihrer Not nicht erkennen. Bei dem einsetzenden Zerfall der matriarchalen Stammesordnung waren es vor allem Männer, die sich entwurzelt und ausgestoßen fühlten und die glaubten, sie könnten ihr Glück erzwingen, indem sie sich mit Gewalt das holten, was sie zum Leben brauchten und die alten Gesetze mißachteten. Daß sie dabei ringsum die Not und die Störung des Gleichgewichts noch vergrößerten, konnten oder wollten sie nicht wahrnehmen. Auch war die Welt noch so riesengroß im Verhältnis zu den menschlichen Einflüssen, daß es leicht war, diese Wirkungen zu übersehen. Diese Gruppen von entwurzelten, von aus der alten Ordnung ausgebrochenen Menschen – im Grunde waren es Räuberbanden – gaben sich eine neue Ordnung, die auf dem Recht des Stärkeren beruhte: das Patriarchat war geboren.
Um ihre neue Daseinsweise zu rechtfertigen, mußten sie alle alten Vorstellungen umdeuten, denn ohne einen geistigen Halt konnten auch sie nicht existieren. Fortan lebten diese Gemeinschaften im Kriegszustand mit der Natur und mit den Nachbarvölkern. Und diese Lebensweise schien so erfolgreich, daß sie sich nach und nach immer weiter ausbreitete. Selbst als der ursprüngliche Anlass keine Rolle mehr spielte, war sie nicht mehr aufzuhalten. Benachbarte Stämme und Kulturen wurden entweder vernichtet oder unterjocht oder sie mußten sich zur Abwehr der Angriffe selbst eine Kriegsordnung geben und verwandelten sich so selbst zu Räubern.
Nur wenige Kulturen waren in der Lage, angesichts dieser erfolgreichen Kriegs- bzw. Eroberungskultur ihre alte Ordnung zu bewahren. Es gibt sie aber bis heute. Je weiter sich die patriarchalische Herrschaftskultur ausbreitete, desto mehr wurde das alte Wissen über das natürliche Gleichgewicht verdrängt und die Folgen des menschlichen Räuberdaseins bestärkten die Menschen noch in ihrem Irrtum: Während ursprünglich in der Regel alles ausreichend vorhanden war und nur in Ausnahmesituationen Knappheit und Not auftrat, schien jetzt prinzipiell alles knapp zu sein und je mehr man sich um die Sicherung der Ressourcen bemühte, desto schwieriger wurde das und um so größer schien der Mangel zu werden.
Seitdem verhalten sich die Menschen der Natur gegenüber, wie ein Gärtner, der nicht warten kann, bis seine Blumen von selbst aufblühen und deshalb die Knospen mit Werkzeugen öffnen will; was er erreicht, sind nicht frühere Blüten, sondern bestenfalls kompostierbarer Biomüll.
Obwohl die Menschheit seither ständig neue Fähigkeiten und Möglichkeiten der Naturausbeutung entwickelte – oder gerade deswegen – ist seit einigen Jahrtausenden dieser Mangel zum ständigen Begleiter der menschlichen Gesellschaften geworden. Aus diesem andauernden Kampf ums Dasein und der daraus entstehenden Knappheit der Ressourcen ist der Gedanke erwachsen, daß menschliche Gesellschaften nur mit einer hierarchischen Gliederung überleben können. Aus dem permanenten Kriegszustand entstand so das patriarchalische System der Herrschaft und die Herrschaftsideologie, die heute die meisten Menschen als Normalität empfinden, weil sie alles andere vergessen oder verdrängt haben.
Seitdem ist die Geschichte der menschlichen Entwicklung eine Geschichte von Kriegen, Eroberungen, Zerstörung, Unterdrückung und Versklavung. Ein großer Teil aller menschlichen Kräfte und Fähigkeiten wird damit in destruktiven Tätigkeiten verbraucht. Kräfte und Fähigkeiten, mit denen wir, würden wir sie konstruktiv einsetzen, uns ein wirklich paradiesisches Leben ermöglichen würden. Da die Tendenzen zur Zentralisation und zur Expansion in der Logik von Herrschaftssystemen liegen, scheint die Entwicklung alternativlos, so daß selbst die Erkenntnis der Unmöglichkeit grenzenlosen Wachstums in unserer endlichen Welt nicht dazu führt, diesen Prozeß zu stoppen. Die Megamaschine der Herrschaft rast mit zunehmendem Tempo in ihren Untergang. Die menschliche Kultur ist zum Krebsgeschwür des irdischen Lebens geworden.
In der Logik des Systems liegt aber auch seine Instabilität; alle großen, erfolgreichen Herrschaftsgesellschaften sind an ihrer eigenen inneren Unmöglichkeit zugrundegegangen.
Die Zukunft der Menschheit wäre hoffnungslos, wenn die Herrschaftsideologie in der Lage wäre, die Menschen vollkommen umzuprogrammieren. Aber das ist zumindest in siebentausend Jahren nicht gelungen und stünde höchstwahrscheinlich im Widerspruch zu grundlegenden Gesetzmäßigkeiten der materiellen Evolution der Welt; erst recht gilt das aus spiritueller Sicht.
In den Menschen ist das Bedürfnis (die Sehnsucht) nach Freiheit und Selbstbestimmung im Innersten verankert und dieses Bedürfnis bringt immer wieder Befreiungsbewegungen in Gang, solange bis die Herrschaftssysteme vollständig beseitigt sind. Würde dieses Bedürfnis unter dem Druck der Herrschaft absterben, würden wohl die Menschen ihre Motivation zum Leben ganz und gar verlieren, wir würden aussterben.
Unsere Zukunft entscheidet sich also daran, ob wir diesen Jahrtausende alten Irrtum endlich erkennen und uns nicht mehr von den scheinbaren Erfolgen unseres Räuber- und Ausbeuterdaseins täuschen lassen. Daß wir erkennen, daß mit jedem Erfolg in dieser Richtung die Schwierigkeiten unseres Daseins größer werden bis wir schließlich daran zerbrechen oder die ganze Welt verderben.
Ein weiser Mensch hat es etwa so formuliert: Die Welt ist reich genug, die echten Bedürfnisse Aller zu befriedigen, sie ist aber zu klein für die Gier weniger.
Mit der Umkehr aus dieser Sackgasse unserer Entwicklung können wir die ganze Last abwerfen, welche dieser allgemeine innere und äußere Kriegszustand ist. Obwohl das nur gelingt, indem wir auf die Ausplünderung der Natur verzichten, bedeutet das nicht, daß wir alle Errungenschaften dieser schlimmen Episode unserer Entwicklungsgeschichte verlieren. Im Gegenteil müssen wir die Erfahrungen bewahren, die wir damit gemacht haben. Dazu gehören auch alle technologischen Entwicklungen; vor allem aber die Erkenntnis, daß wir nur mit der Natur, nicht gegen sie, ein gutes Leben führen können.
Um zu verdeutlichen, was wir mit der ursprünglichen falschen Entscheidung gewonnen und verloren haben und was wir mit der Umkehr verlieren und was wir gewinnen, zähle ich einige Alternativen auf.
In der patriarchalischen Herrschaftsgesellschaft:
- Leben von und mit der Natur verkommt zu Raubbau, Plünderung und Zerstörung.
- Wirtschaft im Sinne der Schaffung der materiellen Voraussetzungen zum Leben verkommt zu Kapitalismus; das ist die Unterwerfung unter das abstrakte Gesetz der Wertakkumulation.
- Politik im Sinne von gesellschaftlichem Interessenausgleich verkommt zu Verschwörung und organisiertem Verbrechen
- öffentliche Kommunikation verkommt zu Manipulation
- Internationale Beziehungen verkommen zu Kolonialismus.
- Bildung im Sinne der Förderung und Entfaltung aller Fähigkeiten menschlicher Individuen verkommt zu Ausbildung im Sinne von Abrichtung der Menschen zu Sklaven „ökonomischer Notwendigkeiten“ und der Herrschaftsinteressen weniger.
- Wettbewerb und Kooperation im Sinne von gegenseitiger Förderung verkommt zu Konkurrenz im Sinne von gegenseitiger Unterwerfung oder Vernichtung.
- Solidarität verkommt zu Gerechtigkeit im Sinne von „Auge um Auge, Zahn um Zahn“
- Das Streben nach Glück verkommt zum Streben nach Erfolg.
- Spiritualität, Religiosität verkommt zu Herrschaftsreligion und Religionsherrschaft (Ideologieherrschaft)
Für alle, die sich mit den Gedanken dieser Geschichte intensiver beschäftigen möchten, habe ich einige Empfehlungen.
James DeMeo hat die „Saharasia“-These aufgestellt, welche eine Erklärung für den beginnenden Zerfall der matriarchalen Ordnung und die Patriarchatsentstehung aus globalen Klimatischen Prozessen gibt.
Marija Gimbutas hat in jahrzehntelanger archäologischer Forschungsarbeit die Alteuropäischen matriarchalen Gesellschaften entdeckt und beschrieben.
Alexander und Edith Tollmann haben anhand geologischer, ethnologischer und astronomischer Forschungen ein mögliches Szenario der Sintflut erarbeitet.
Schließlich hat Heide Göttner-Abendroth in zahlreichen Publikationen Licht in das Thema Matriarchatsgeschichte und Matriarchatsforschung gebracht.
Die Geschichte eines Irrtums
eine Erzählung
für große und kleine Menschenkinder
von Jochen Tittel
Wir Menschen leben auf unserem Heimatplaneten schon viele viele Jahrtausende und die längste Zeit davon lebten wir in Frieden. Doch heute befinden wir uns in einem Kriegszustand mit der Natur und untereinander. Und das auch schon seit vielen Jahrhunderten, so daß wir fast vergessen haben, daß es einmal anders war und daß es anders überhaupt möglich ist. Wie es dazu kam, will ich Euch erzählen.
Es gab also, wie ich schon sagte, eine Zeit, da lebten die Menschen auf der Erde in Frieden miteinander und mit der Natur, zu der sie sich zugehörig, in die sie sich eingebettet fühlten, als ein Teil des Ganzen. Sie wußten um diese Verbindung, um die vielfältigen Wechselbeziehungen zwischen ihnen und allen Wesen und Erscheinungen und dieses Wissen war nicht nur ein Wissen im Kopf, es war ihre Existenz; ihr ganzes Dasein bestand aus diesem Wissen bis in jede Einzelheit. Sie wußten, daß sie alles von der äußeren Natur geschenkt bekamen, was sie zum Leben brauchten und daß all ihre Fähigkeiten ein Geschenk ihrer inneren Natur sind.
Aus dem Bewußtsein ihrer Eingebundenheit heraus wäre ihnen die Idee völlig lächerlich erschienen, sich für die Beherrscher der Natur oder die Herren der Schöpfung zu halten. Doch waren sie in der Lage, aus der Erkenntnis der Zusammenhänge Nutzen für ihr Dasein zu ziehen. Sie hatten erlebt, daß die Natur nicht nur für sie da ist und daß mitunter Dinge geschehen, die sich schmerzlich für sie auswirkten. Auf solche Ereignisse muß man immer vorbereitet sein, dann kann man den Schaden in Grenzen halten. Aber völlig auszuschließen sind sie nicht.
So lebten sie und breiteten sich langsam über die Erde aus; wanderten, siedelten – immer im Einklang mit dem Ganzen der Natur. Das natürliche Gleichgewicht ist aber kein starres ein für alle mal gegebenes – das wäre ein totes – sondern es ist ständig im Fluß, geht ständig verloren und wird in jedem Augenblick wieder neu hergestellt. Diese Störung und Wiederherstellung des Gleichgewichts ist das Leben selbst – im Großen wie im Kleinen.
So wie die Entstehung der Sonne, der Planeten und der Erde selbst das Ergebnis einer Katastrophe sind, des Zusammenstoßens und Zusammenstürzens kosmischer Materie, so hat unsere Erde auch immer wieder kosmische oder geologische Katastrophen erlebt – Einschläge von Kometen und Meteoren, Erdbeben und Vulkanausbrüche mit gewaltigen Verwüstungen. Immer ist daraus auch Neues entstanden. Das irdische Leben – einmal entstanden – hat alle diese Katastrophen überstanden und ist davon geprägt. Auch die Menschen waren in den vielhunderttausenden von Jahren ihrer Entwicklung von solchen großen Einbrüchen (Ausbrüchen) der Naturgewalten betroffen und haben daraus gelernt. Sie haben sich in dieses immerfließende Gleichgewicht eingefügt und Fähigkeiten entwickelt, die keinen anderen irdischen Lebewesen in solchem Maße zukommen. Sie haben ein klareres Bewußtsein und einen schärferen Verstand hervorgebracht als alle anderen Lebewesen der Erde – das zeichnet sie aus. Aus der bewußten und verständigen Gestaltung ihres Zusammenlebens entstand das, was wir heute Kultur nennen.
In den unvorstellbaren Zeiträumen ihrer Entwicklung durchlebten unsere frühen Vorfahren zahlreiche kleinere und größere Naturkatastrophen und wahrscheinlich wären sie nicht nur einmal fast ausgerottet worden. Die größte dieser Katastrophen, an die wir noch heute Erinnerungen in mehreren Kulturen auf der ganzen Welt finden, haben wir Sintflut genannt. Unsere Versuche, herauszufinden bzw. zu erklären was hinter diesen Geschichten steckt, haben zu zahlreichen Theorien geführt; ich halte die Theorie für die zutreffendste, die einen Kometeneinschlag vor etwa 9500 Jahren für die weltweite Katastrophe verantwortlich macht.
Derartige Ereignisse erschüttern natürlich das Vertrauen der Menschen in das Wohlwollen der Naturkräfte ihnen gegenüber. Und das hat dazu geführt, daß sie nach Erklärungen suchten und nach Möglichkeiten, diese Kräfte in ihrem Sinne zu beeinflussen. Zwei Wege haben die Menschen dabei eingeschlagen; den naturwissenschaftlichen und den spirituellen. Beide ergänzen sich und gehören zusammen.
Die Ordnung, welche sich diese Menschen in ihrem Zusammenleben gaben, die sich aus den natürlichen Verhältnissen heraus entwickelte, nennen wir heute Matriarchat. Dieses Wort stammt aus der Sprache der antiken Griechen und soll uns bedeuten: „Am Anfang sind die Mütter“ Daß heute darum gestritten wird, ob das die richtige Bedeutung des Wortes ist, erwähne ich hier nur, darauf müssen wir jetzt nicht eingehen.
Am Anfang ist die Mutter: das ist eine unmittelbare Selbstverständlichkeit für jeden Menschen, der auf dieser Erde lebt.
Diese matriarchalen Gesellschaften bilden die frühesten menschlichen Kulturen und sind die Basis aller folgenden Entwicklungen. Sie existierten, wuchsen und entwickelten sich über einen Zeitraum von vielleicht mehreren Jahrhunderttausenden. Genau können wir das heute noch nicht sagen aber verglichen mit dem Zeitraum, den wir noch bis vor kurzem den geschichtlichen nannten, ist es eine unermeßliche Zeit. Und wir können sagen, daß fast alles, was uns von der Natur genetisch mit auf den Weg gegeben wurde (über unsere tierischen Vorfahren hinaus), aus dieser Zeit stammt.
In dieser langen Zeit, das sagte ich schon am Anfang, lebten die Menschen in Frieden mit sich und ihrer Umgebung. Später, als dieser glückliche Zustand verloren war (verspielt, vertan ?) bewahrten sie sich davon nur dunkle Erinnerungen an das Paradies.
Wir dürfen uns diese Verhältnisse sicher nicht so vorstellen, wie sie in den Paradiesgeschichten heute erzählt werden; Löwen haben kein Gras gefressen und es gab noch andere Jäger-Beute-Beziehungen. Sicher traten auch Konflikte zwischen Menschen auf, die gewaltsam gelöst wurden; aber das waren Ausnahmefälle und für die Verletzungen, die daraus entstanden, hatten die Menschen Heilungsrituale geschaffen, so daß sich die Wunden wieder schließen konnten.
Auch jene Tiere, die sich vom Fleisch anderer Tiere oder auch von Menschen ernähren, waren (und sind auch heute) keine blutrünstigen Bestien und wurden von den Menschen nicht als solche gesehen. Das einzige Lebewesen auf Erden, das fähig ist zur Bestie zu werden, ist der Mensch – aber das geschieht erst viel später. In der Zeit, von der wir jetzt noch reden, gab es keine Bestien (und wohl auch vorher in der ganzen irdischen Geschichte des Lebens nicht).
Ganz zu Anfang lebten die Menschen in Gemeinschaften von Sammlerinnen und Jägern, damit ist also eine Funktionsteilung zwischen Frauen und Männern angesprochen, die sich aus natürlichen Gegebenheiten entwickelt hat. Das schließt vielleicht nicht aus, daß es auch einzelne Sammler und Jägerinnen gegeben hat (?). Und diese Lebensweise haben einige wenige und kleine Völker bis heute beibehalten. Viele andere haben aber damals begonnen Pflanzen anzubauen und Tiere zu halten und zu züchten. Damit tritt die Menschheit in ein Stadium ihrer (Früh-) Geschichte ein, welches wir heute die neolithische Revolution nennen.
Was diese Entwicklung ausgelöst hat, wie sie vor sich ging und was sie für die Menschheit bedeutet, darüber wissen wir noch nichts Sicheres. Das Einzige, was wir heute sicher dazu sagen können ist, daß unsere bisherige Vorstellung davon falsch ist. Falsch ist der Glaube, die früheren Gesellschaften der Sammlerinnen und Jäger wären durch die pure Not dazu gedrängt worden, weil sie sonst verhungert wären. Dieser Gedanke konnte nur in den Köpfen heutiger Menschen entstehen, die die Verbindung zur Natur verloren haben und die vergessen haben, wie ihre (unsere) Vorfahren in den Gesamtkreislauf der Natur eingebettet waren. Falsch wäre aber auch die Vorstellung, daß mit dem Beginn von Pflanzen- und Tierzucht der Bruch des Gleichgewichts der Lebensprozesse begonnen hätte. Auch die frühen Garten- oder Ackerbäuerinnen und Viehzüchter wußten, daß sie nach wie vor von diesem Gleichgewicht abhängig sind und darauf zu achten hatten. Aber ihnen waren damit neue Möglichkeiten gegeben, die auch mißbraucht werden könnten. Daß diese Möglichkeiten der Ausbeutung der Natur im Laufe der Entwicklung zunahmen, ist wichtig für den weiteren Verlauf unserer Geschichte. Denn mit den wachsenden Fähigkeiten und Möglichkeiten der Menschen konnte zum ersten Mal der Gedanke aufkommen, sie könnten über der natürlichen Umgebung stehen oder sich über sie erheben; das war vorher ganz unmöglich.
Die Möglichkeit allein macht aber den Weisen noch nicht zum Narren. Erfahrungen aus vorangegangenen Jahrtausenden, die sich in Kultur und Tradition der matriarchalen Gesellschaften niedergeschlagen hatten, schützten die Menschen vor voreiligen Entschlüssen.
Ich komme in meiner Erzählung jetzt an eine Zäsur, die mit dem Ende der Steinzeit und dem Beginn der Metallzeit zusammenfällt.
Die Menschen nutzten schon mehrere Jahrhunderte das Feuer zur Herstellung keramischer Gebrauchsgegenstände und hatten dabei entdeckt, daß aus Erz im Feuer Kupfer entsteht. Bald darauf verstanden sie sich auf die Herstellung von Bronze und Bronzegeräten. Zu dieser Zeit hatten die Menschen schon den größten Teil der irdischen Landmassen besiedelt: Afrika, Europa, Asien und selbst Amerika, Australien und die ersten pazifischen Inseln. Sie hatten Eiszeiten durchlebt und sich in Regionen vorgewagt, in denen ihre frühesten Vorfahren nicht hätten leben können. Das schwankende Erdklima hatte sie herausgefordert und sie hatten diese Prüfungen bestanden.
Jetzt kam es zu einer Klimaänderung, welche viele Stammesgesellschaften schwer belastete; im zentralen und nördlichen Afrika und in Zentralasien trockneten vor ca. sieben bis achttausend Jahren weite Gebiete aus, es bildete sich ein Wüstengürtel. Die Nahrungsquellen versiegten mehr und mehr und die lange anhaltende Not führte schließlich dazu, daß das Vertrauen in die bestehende Ordnung verloren ging. Aus den Zentren der Wüstenbildung, in denen weite ehemals fruchtbare Landschaften unbewohnbar wurden, mußten die dort lebenden Völker abwandern. Aber die benachbarten Gebiete waren einerseits auch schon besiedelt, andererseits ließ auch dort die Fruchtbarkeit der Landschaft nach, so daß es immer schwieriger wurde, gute Lebensräume zu finden. In dieser Situation großer Not zerbrach in einigen Gemeinschaften die alte bewährte Ordnung und die Vorstellung setzte sich bei einigen Gruppen fest, daß die Natur den Menschen nicht freundlich, sondern feindlich gegenüberstünde. Daß dies ein Irrtum ist, konnten die betroffenen Menschen in ihrer Not nicht erkennen. Bei dem einsetzenden Zerfall der matriarchalen Stammesordnung waren es vor allem Männer, die sich entwurzelt und ausgestoßen fühlten und die glaubten, sie könnten ihr Glück erzwingen, indem sie sich mit Gewalt das holten, was sie zum Leben brauchten und die alten Gesetze mißachteten. Daß sie dabei ringsum die Not und die Störung des Gleichgewichts noch vergrößerten, konnten oder wollten sie nicht wahrnehmen. Auch war die Welt noch so riesengroß im Verhältnis zu den menschlichen Einflüssen, daß es leicht war, diese Wirkungen zu übersehen. Diese Gruppen von entwurzelten, von aus der alten Ordnung ausgebrochenen Menschen – im Grunde waren es Räuberbanden – gaben sich eine neue Ordnung, die auf dem Recht des Stärkeren beruhte: das Patriarchat war geboren.
Um ihre neue Daseinsweise zu rechtfertigen, mußten sie alle alten Vorstellungen umdeuten, denn ohne einen geistigen Halt konnten auch sie nicht existieren. Fortan lebten diese Gemeinschaften im Kriegszustand mit der Natur und mit den Nachbarvölkern. Und diese Lebensweise schien so erfolgreich, daß sie sich nach und nach immer weiter ausbreitete. Selbst als der ursprüngliche Anlass keine Rolle mehr spielte, war sie nicht mehr aufzuhalten. Benachbarte Stämme und Kulturen wurden entweder vernichtet oder unterjocht oder sie mußten sich zur Abwehr der Angriffe selbst eine Kriegsordnung geben und verwandelten sich so selbst zu Räubern.
Nur wenige Kulturen waren in der Lage, angesichts dieser erfolgreichen Kriegs- bzw. Eroberungskultur ihre alte Ordnung zu bewahren. Es gibt sie aber bis heute. Je weiter sich die patriarchalische Herrschaftskultur ausbreitete, desto mehr wurde das alte Wissen über das natürliche Gleichgewicht verdrängt und die Folgen des menschlichen Räuberdaseins bestärkten die Menschen noch in ihrem Irrtum: Während ursprünglich in der Regel alles ausreichend vorhanden war und nur in Ausnahmesituationen Knappheit und Not auftrat, schien jetzt prinzipiell alles knapp zu sein und je mehr man sich um die Sicherung der Ressourcen bemühte, desto schwieriger wurde das und um so größer schien der Mangel zu werden.
Seitdem verhalten sich die Menschen der Natur gegenüber, wie ein Gärtner, der nicht warten kann, bis seine Blumen von selbst aufblühen und deshalb die Knospen mit Werkzeugen öffnen will; was er erreicht, sind nicht frühere Blüten, sondern bestenfalls kompostierbarer Biomüll.
Obwohl die Menschheit seither ständig neue Fähigkeiten und Möglichkeiten der Naturausbeutung entwickelte – oder gerade deswegen – ist seit einigen Jahrtausenden dieser Mangel zum ständigen Begleiter der menschlichen Gesellschaften geworden. Aus diesem andauernden Kampf ums Dasein und der daraus entstehenden Knappheit der Ressourcen ist der Gedanke erwachsen, daß menschliche Gesellschaften nur mit einer hierarchischen Gliederung überleben können. Aus dem permanenten Kriegszustand entstand so das patriarchalische System der Herrschaft und die Herrschaftsideologie, die heute die meisten Menschen als Normalität empfinden, weil sie alles andere vergessen oder verdrängt haben.
Seitdem ist die Geschichte der menschlichen Entwicklung eine Geschichte von Kriegen, Eroberungen, Zerstörung, Unterdrückung und Versklavung. Ein großer Teil aller menschlichen Kräfte und Fähigkeiten wird damit in destruktiven Tätigkeiten verbraucht. Kräfte und Fähigkeiten, mit denen wir, würden wir sie konstruktiv einsetzen, uns ein wirklich paradiesisches Leben ermöglichen würden. Da die Tendenzen zur Zentralisation und zur Expansion in der Logik von Herrschaftssystemen liegen, scheint die Entwicklung alternativlos, so daß selbst die Erkenntnis der Unmöglichkeit grenzenlosen Wachstums in unserer endlichen Welt nicht dazu führt, diesen Prozeß zu stoppen. Die Megamaschine der Herrschaft rast mit zunehmendem Tempo in ihren Untergang. Die menschliche Kultur ist zum Krebsgeschwür des irdischen Lebens geworden.
In der Logik des Systems liegt aber auch seine Instabilität; alle großen, erfolgreichen Herrschaftsgesellschaften sind an ihrer eigenen inneren Unmöglichkeit zugrundegegangen.
Die Zukunft der Menschheit wäre hoffnungslos, wenn die Herrschaftsideologie in der Lage wäre, die Menschen vollkommen umzuprogrammieren. Aber das ist zumindest in siebentausend Jahren nicht gelungen und stünde höchstwahrscheinlich im Widerspruch zu grundlegenden Gesetzmäßigkeiten der materiellen Evolution der Welt; erst recht gilt das aus spiritueller Sicht.
In den Menschen ist das Bedürfnis (die Sehnsucht) nach Freiheit und Selbstbestimmung im Innersten verankert und dieses Bedürfnis bringt immer wieder Befreiungsbewegungen in Gang, solange bis die Herrschaftssysteme vollständig beseitigt sind. Würde dieses Bedürfnis unter dem Druck der Herrschaft absterben, würden wohl die Menschen ihre Motivation zum Leben ganz und gar verlieren, wir würden aussterben.
Unsere Zukunft entscheidet sich also daran, ob wir diesen Jahrtausende alten Irrtum endlich erkennen und uns nicht mehr von den scheinbaren Erfolgen unseres Räuber- und Ausbeuterdaseins täuschen lassen. Daß wir erkennen, daß mit jedem Erfolg in dieser Richtung die Schwierigkeiten unseres Daseins größer werden bis wir schließlich daran zerbrechen oder die ganze Welt verderben.
Ein weiser Mensch hat es etwa so formuliert: Die Welt ist reich genug, die echten Bedürfnisse Aller zu befriedigen, sie ist aber zu klein für die Gier weniger.
Mit der Umkehr aus dieser Sackgasse unserer Entwicklung können wir die ganze Last abwerfen, welche dieser allgemeine innere und äußere Kriegszustand ist. Obwohl das nur gelingt, indem wir auf die Ausplünderung der Natur verzichten, bedeutet das nicht, daß wir alle Errungenschaften dieser schlimmen Episode unserer Entwicklungsgeschichte verlieren. Im Gegenteil müssen wir die Erfahrungen bewahren, die wir damit gemacht haben. Dazu gehören auch alle technologischen Entwicklungen; vor allem aber die Erkenntnis, daß wir nur mit der Natur, nicht gegen sie, ein gutes Leben führen können.
Um zu verdeutlichen, was wir mit der ursprünglichen falschen Entscheidung gewonnen und verloren haben und was wir mit der Umkehr verlieren und was wir gewinnen, zähle ich einige Alternativen auf.
In der patriarchalischen Herrschaftsgesellschaft:
- Leben von und mit der Natur verkommt zu Raubbau, Plünderung und Zerstörung.
- Wirtschaft im Sinne der Schaffung der materiellen Voraussetzungen zum Leben verkommt zu Kapitalismus; das ist die Unterwerfung unter das abstrakte Gesetz der Wertakkumulation.
- Politik im Sinne von gesellschaftlichem Interessenausgleich verkommt zu Verschwörung und organisiertem Verbrechen
- öffentliche Kommunikation verkommt zu Manipulation
- Internationale Beziehungen verkommen zu Kolonialismus.
- Bildung im Sinne der Förderung und Entfaltung aller Fähigkeiten menschlicher Individuen verkommt zu Ausbildung im Sinne von Abrichtung der Menschen zu Sklaven „ökonomischer Notwendigkeiten“ und der Herrschaftsinteressen weniger.
- Wettbewerb und Kooperation im Sinne von gegenseitiger Förderung verkommt zu Konkurrenz im Sinne von gegenseitiger Unterwerfung oder Vernichtung.
- Solidarität verkommt zu Gerechtigkeit im Sinne von „Auge um Auge, Zahn um Zahn“
- Das Streben nach Glück verkommt zum Streben nach Erfolg.
- Spiritualität, Religiosität verkommt zu Herrschaftsreligion und Religionsherrschaft (Ideologieherrschaft)
Für alle, die sich mit den Gedanken dieser Geschichte intensiver beschäftigen möchten, habe ich einige Empfehlungen.
James DeMeo hat die „Saharasia“-These aufgestellt, welche eine Erklärung für den beginnenden Zerfall der matriarchalen Ordnung und die Patriarchatsentstehung aus globalen Klimatischen Prozessen gibt.
Marija Gimbutas hat in jahrzehntelanger archäologischer Forschungsarbeit die Alteuropäischen matriarchalen Gesellschaften entdeckt und beschrieben.
Alexander und Edith Tollmann haben anhand geologischer, ethnologischer und astronomischer Forschungen ein mögliches Szenario der Sintflut erarbeitet.
Schließlich hat Heide Göttner-Abendroth in zahlreichen Publikationen Licht in das Thema Matriarchatsgeschichte und Matriarchatsforschung gebracht.
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Erläuterung
jochen tittel, 21:32h
Um keinen falschen Eindruck zu hinterlassen, will ich begründen, warum ich meine Texte gleichzeitig bei mehreren Blog-Anbietern veröffentliche.
Im Grunde steckt dahinter der Ratschlag eines Blog-Profis, den ich im Netz gelesen habe und den ich befolgt habe, um herauszufinden, welcher der Anbieter für mich der geeignetste ist. Sobald ich das entscheiden kann, werde ich mich aus den anderen Blogs zurückziehen und diese wieder löschen.
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Freitag, 24. Februar 2012
Menschliche Kommunikation
jochen tittel, 00:02h
Ich stelle hier einen Text zur Diskussion, der zwar schon sechs Jahre alt (von 2006), aber immer noch aktuell ist. Mein Anlaß zum schreiben war damals die Teilnahme an der im Text erwähnten Tagung, der Inhalt ist aber im Wesentlichen unabhängig davon.
Menschliche Kommunikation und die Doppeldeutigkeit von Macht
„Wenn der Mensch gut sein kann, so kann er es nur, wenn er glücklich ist, wenn er Harmonie in sich hat, wenn er liebt.“ Hermann Hesse
Wir Weltverbesserer – dazu zählen die Freiwirtschaftler als eine Fraktion – haben seit jeher immer das gleiche Problem, die Anderen wollen oder können uns nicht verstehen und deshalb bleibt die Welt so, wie sie eben ist (und das wollen oder können wir nicht verstehen).
Ein weiterer Versuch, doch noch etwas zuwege zu bringen, wurde von der Freiwirtschaftsbewegung mit der Klausurtagung vom 23. Bis 26. März in der Silvio Gesell Tagungsstätte in Wuppertal unternommen. Ich denke, der Versuch ist geglückt! Das heißt, die richtigen Fragen wurden gestellt und die Atmosphäre der Tagung und die geschickte (und professionelle) Moderation des Verlaufs durch Prof. Wolfgang Berger und Peter Bauer ermöglichte es, neue Perspektiven zu eröffnen. Ich will hier nur auf einen Aspekt eingehen, der mir als wesentlich erscheint.
Es wurde festgestellt – und das ist eine inzwischen weit und breit unbezweifelte Tatsache – daß wir in einer Welt hoher und noch rasch zunehmender Komplexität leben. Unter diesen Umständen bedarf es einer geeigneten Strategie, um nicht die Orientierung zu verlieren und sich Handlungsfähigkeit zu sichern. Erkenntnisse der Psychologie zu diesem Sachverhalt sind von Management-Beratern aufgegriffen und zu handhabbaren Methoden entwickelt worden. Diese Methoden sind aber in ihrer Wirksamkeit nicht auf die Führung von wirtschaftlichen Unternehmen beschränkt, sondern anwendbar auf jedes zu realisierende Projekt in unserer Menschengesellschaft. Allgemein betrachtet gibt es zwei Grundhaltungen gegenüber Veränderungstendenzen; beide haben ihren Sinn und ihre Berechtigung aber auch ihre Grenzen. Die eine Haltung ist die des Beharrens auf dem Bekannten und Bewährten, die andere ist das genaue Gegenteil, der Aufbruch in neue unbekannte Bereiche. Die gegenwärtige Entwicklung unserer Industriegesellschaft mit ihren zunehmenden Spannungen und Ungleichgewichten scheint eine grundlegende Erneuerung zwingend notwendig zu machen, weil mit den hergebrachten Steuerungsmechanismen die laufenden Prozesse nicht mehr ins Gleichgewicht zu bringen sind. Wenn wir (die Menschheit) uns jetzt von Angst vor dem Unbekannten blockieren lassen, verselbständigen sich diese Prozesse und führen in die Katastrophe (die Angst vor der Katastrophe ist also eine sich selbst verwirklichende Prophezeiung!). Wollen wir das verhindern, so müssen wir uns auf unbekanntes Territorium wagen. Und das trifft in einem umfassenderen Sinn zu, als wir vielleicht zunächst glauben. Denn wir kommen ja als Erneuerer daher mit dem Anspruch, die Lösung oder wenigstens eine Lösung für das Problem zu kennen. Warum glauben uns das so wenige Leute? Wir haben erkannt, das ist ein neues (oder zusätzliches) Problem – ein Problem der Kommunikation. Also machen wir uns Gedanken über Möglichkeiten und Unmöglichkeiten, über Methoden und Strategien der Kommunikation.
So, wie man fast jeden Gegenstand der Betrachtung nach zweierlei Aspekten behandeln kann, dem formalen und dem inhaltlichen, können wir uns auch mit der Kommunikation nach formalen und inhaltlichen Gesichtspunkten befassen. Wenn wir feststellen, unsere sprachliche Ausdrucksweise behindert uns bei dem Versuch, unsere Inhalte zu vermitteln, dann besuchen wir einen Rhetorik-Kurs, um die formalen Hindernisse aus dem Wege zu räumen. Schauen wir noch etwas genauer hin, bemerken wir eventuell, daß wir in unserem Drang, uns mitzuteilen, gar zu sehr drängen und daraus (und aus schlechter und unbewußter Gewohnheit) diffizile Formen von Gewalttätigkeit entstehen; dann belegen wir einen Kurs in gewaltfreier Kommunikation oder kaufen uns eines der guten Bücher, welche es zu diesem Thema gibt. Diese Methoden bewegen sich schon auf einem Terrain, wo es schwierig wird, zwischen formalen und inhaltlichen Aspekten klar zu trennen. Entsprechend reicht es auch in der Regel nicht aus, die Methode zu lernen; man muß sie trainieren, Es ist möglich, sich gewaltfreie Kommunikation formal mehr oder weniger perfekt anzueignen. Entsprechend mehr oder weniger deutlich wird der Effekt sein. Je intensiver wir uns aber darauf einlassen, desto mehr Gewicht erhält der inhaltliche Aspekt. Schließlich kommen wir an einen Punkt, wo es nicht weiter geht, wenn wir nicht unsere eigenen Ziele und unsere Motivation hinterfragen. So haben wir bei der Betrachtung der Hindernisse für unsere Wirksamkeit (als Freiwirtschaftsbewegung) festgestellt, daß es schlecht bei den Menschen ankommt, wenn wir in der Haltung von Besserwissern auftreten und verlangen, man solle sich uns nur anschließen, wir sind die Experten und wissen, wo es lang geht. Daß wir auf diese Weise niemanden (oder nur wenige) erreichen, haben wir erkannt. Welche Schlußfolgerung ziehen wir daraus? Geben wir unsere Besserwisserei auf? Nein! Wir wissen es ja besser, davon sind wir immer noch überzeugt. Wir verschleiern also unsere Besserwisserei durch formale Methoden und das scheint zunächst auch erfolgreich. Wir können damit z.B. erreichen, daß wir durch geschickte Argumentation unseren „Gegnern“ die Argumente wegnehmen, bis sie nichts mehr zu erwidern wissen. Aber wenn wir glauben, wir hätten sie damit auf unserer Seite, dann werden wir früher oder später eine Enttäuschung erleben, denn sobald sich neue Möglichkeiten des Widerspruchs finden, werden sie gegen uns benutzt werden.
Wenn wir also mehr wollen, als nur „recht haben“ müssen wir nachschauen, ob es einen anderen, besseren Weg gibt. Wir müssen einsehen, daß das „recht haben“ auch wenn es sachlich noch so gut begründet ist, nicht die Grundlage für eine wirklich gelingende Kommunikation sein kann. Was dann? Sollen wir Richtiges für falsch und Falsches für richtig erklären? Das kann nicht gut gehen. Was bleibt aber dann für eine Möglichkeit für Diskussion und Verständigung? Die Sache erscheint aussichtslos und ist doch ganz einfach: Wir müssen unseren Gesprächspartner zunächst als Menschen akzeptieren; und zwar bedingungslos! Das heißt, ihn wirklich als gleichberechtigten und gleichwertigen Partner anerkennen. Unsere ganze Zivilisation ruht auf der entgegengesetzten Haltung. Wir kommunizieren mit anderen Menschen in der Absicht, sie zu Mitteln zu machen, zur Verwirklichung unserer Zwecke. Darauf werden wir von klein auf konditioniert; das finden wir so normal, daß wir es schon gar nicht mehr bemerken. Wir wehren uns dagegen, wenn andere das mit uns versuchen, aber auch das wird uns meistens nicht bewußt, weil es so „normal“ ist. Alle Konflikte zwischen Menschen haben darin ihren Ausgangspunkt!
Wenn uns das bewußt wird, gibt es nichts, was uns daran hindert, ab jetzt anders zu handeln und jeden Menschen, dem wir begegnen als ganzen Menschen zu erkennen. Auf dieser Grundlage haben wir keine Schwierigkeiten mehr, zu entscheiden und uns zu einigen, was richtig und was falsch ist. Viele Dinge, über die wir uns heute streiten, verlieren dann vielleicht ihre Bedeutung und wir können sie mit Gelassenheit geschehen lassen und die Kräfte, welche wir jetzt noch im gegenseitigen Ringen verbrauchen, werden frei für neue kreative Unternehmungen im weitesten Sinne.
Diese bedingungslose Offenheit für den Mitmenschen, so einfach sie auch ist, fällt uns schwer, da wir wie gesagt, entgegengesetzt konditioniert sind und nicht einmal uns selbst gegenüber Vorurteilslos sein können.
Sowohl unsere sinnliche Wahrnehmung, als auch unser Verstand funktionieren in erster Linie als Instrumente zur Reduktion der Komplexität der Welt; wir machen uns ein Bild von der Welt und von uns selbst. Für ein begrenztes Wesen ist das notwendig, um sich in der unendlichen Vielfalt des Daseins zurechtzufinden. Aber wir unterliegen gleichzeitig der Illusion, daß wir unser Selbstbild für unser Selbst und unser Weltbild für die Welt halten. Deshalb fühlen wir uns bedroht, wenn Teile dieses Weltbildes und dieses Selbstbildes in Frage gestellt werden und wir reagieren mit Abwehr.
Da wir die Verbindung zu der tiefen und unmittelbaren Quelle unseres Seins weitgehend verloren haben, fühlen wir uns ganz auf das Urteil unseres Verstandes angewiesen, um unsere Existenz zu sichern. Fünftausend Jahre Patriarchat und Machtpolitik und dreihundert Jahre Rationalismus sind Ausdruck dieses Irrtums. Visionen einer herrschaftsfreien Gesellschaft bzw. entsprechende frühgeschichtliche Tatsachen zählen deshalb zu den bestverleumdeten und mißverstandenen Gedanken in der öffentlichen Meinung: Anarchie gilt uns als Chaos und Matriarchat als Weiberherrschaft und jeder rechtschaffene Bürger bekommt eine Gänsehaut, wenn er davon hört. Selbst der streng logische Beweis für die grundsätzliche Unzulänglichkeit formallogischer Systeme (Gödels Unvollständigkeitssatz von 1931), der geeignet ist, unseren (oberflächlichen) Rationalismus vom Sockel zu stürzen, wird weitgehend einfach ignoriert. Und schließlich unsere abendländische Religion, das Christentum, erscheint uns ins Gegenteil seines ursprünglichen Wesens pervertiert als Weltmacht.
Aber die Zeit, in welcher alle diese Vorurteile nahezu uneingeschränkte Geltung hatten, geht ihrem Ende entgegen. An allen Ecken und Enden unserer (westlichen) Zivilisation und auch in den marginalisierten Resten anderer Kulturen rühern sich neue Kräfte und altes und neues Wissen verbindet sich zu einer virulenten Mischung, die mit den Mitteln der alten Gedankenzensur nicht zu fassen und nicht aufzuhalten ist.
Menschliche Kommunikation und die Doppeldeutigkeit von Macht
„Wenn der Mensch gut sein kann, so kann er es nur, wenn er glücklich ist, wenn er Harmonie in sich hat, wenn er liebt.“ Hermann Hesse
Wir Weltverbesserer – dazu zählen die Freiwirtschaftler als eine Fraktion – haben seit jeher immer das gleiche Problem, die Anderen wollen oder können uns nicht verstehen und deshalb bleibt die Welt so, wie sie eben ist (und das wollen oder können wir nicht verstehen).
Ein weiterer Versuch, doch noch etwas zuwege zu bringen, wurde von der Freiwirtschaftsbewegung mit der Klausurtagung vom 23. Bis 26. März in der Silvio Gesell Tagungsstätte in Wuppertal unternommen. Ich denke, der Versuch ist geglückt! Das heißt, die richtigen Fragen wurden gestellt und die Atmosphäre der Tagung und die geschickte (und professionelle) Moderation des Verlaufs durch Prof. Wolfgang Berger und Peter Bauer ermöglichte es, neue Perspektiven zu eröffnen. Ich will hier nur auf einen Aspekt eingehen, der mir als wesentlich erscheint.
Es wurde festgestellt – und das ist eine inzwischen weit und breit unbezweifelte Tatsache – daß wir in einer Welt hoher und noch rasch zunehmender Komplexität leben. Unter diesen Umständen bedarf es einer geeigneten Strategie, um nicht die Orientierung zu verlieren und sich Handlungsfähigkeit zu sichern. Erkenntnisse der Psychologie zu diesem Sachverhalt sind von Management-Beratern aufgegriffen und zu handhabbaren Methoden entwickelt worden. Diese Methoden sind aber in ihrer Wirksamkeit nicht auf die Führung von wirtschaftlichen Unternehmen beschränkt, sondern anwendbar auf jedes zu realisierende Projekt in unserer Menschengesellschaft. Allgemein betrachtet gibt es zwei Grundhaltungen gegenüber Veränderungstendenzen; beide haben ihren Sinn und ihre Berechtigung aber auch ihre Grenzen. Die eine Haltung ist die des Beharrens auf dem Bekannten und Bewährten, die andere ist das genaue Gegenteil, der Aufbruch in neue unbekannte Bereiche. Die gegenwärtige Entwicklung unserer Industriegesellschaft mit ihren zunehmenden Spannungen und Ungleichgewichten scheint eine grundlegende Erneuerung zwingend notwendig zu machen, weil mit den hergebrachten Steuerungsmechanismen die laufenden Prozesse nicht mehr ins Gleichgewicht zu bringen sind. Wenn wir (die Menschheit) uns jetzt von Angst vor dem Unbekannten blockieren lassen, verselbständigen sich diese Prozesse und führen in die Katastrophe (die Angst vor der Katastrophe ist also eine sich selbst verwirklichende Prophezeiung!). Wollen wir das verhindern, so müssen wir uns auf unbekanntes Territorium wagen. Und das trifft in einem umfassenderen Sinn zu, als wir vielleicht zunächst glauben. Denn wir kommen ja als Erneuerer daher mit dem Anspruch, die Lösung oder wenigstens eine Lösung für das Problem zu kennen. Warum glauben uns das so wenige Leute? Wir haben erkannt, das ist ein neues (oder zusätzliches) Problem – ein Problem der Kommunikation. Also machen wir uns Gedanken über Möglichkeiten und Unmöglichkeiten, über Methoden und Strategien der Kommunikation.
So, wie man fast jeden Gegenstand der Betrachtung nach zweierlei Aspekten behandeln kann, dem formalen und dem inhaltlichen, können wir uns auch mit der Kommunikation nach formalen und inhaltlichen Gesichtspunkten befassen. Wenn wir feststellen, unsere sprachliche Ausdrucksweise behindert uns bei dem Versuch, unsere Inhalte zu vermitteln, dann besuchen wir einen Rhetorik-Kurs, um die formalen Hindernisse aus dem Wege zu räumen. Schauen wir noch etwas genauer hin, bemerken wir eventuell, daß wir in unserem Drang, uns mitzuteilen, gar zu sehr drängen und daraus (und aus schlechter und unbewußter Gewohnheit) diffizile Formen von Gewalttätigkeit entstehen; dann belegen wir einen Kurs in gewaltfreier Kommunikation oder kaufen uns eines der guten Bücher, welche es zu diesem Thema gibt. Diese Methoden bewegen sich schon auf einem Terrain, wo es schwierig wird, zwischen formalen und inhaltlichen Aspekten klar zu trennen. Entsprechend reicht es auch in der Regel nicht aus, die Methode zu lernen; man muß sie trainieren, Es ist möglich, sich gewaltfreie Kommunikation formal mehr oder weniger perfekt anzueignen. Entsprechend mehr oder weniger deutlich wird der Effekt sein. Je intensiver wir uns aber darauf einlassen, desto mehr Gewicht erhält der inhaltliche Aspekt. Schließlich kommen wir an einen Punkt, wo es nicht weiter geht, wenn wir nicht unsere eigenen Ziele und unsere Motivation hinterfragen. So haben wir bei der Betrachtung der Hindernisse für unsere Wirksamkeit (als Freiwirtschaftsbewegung) festgestellt, daß es schlecht bei den Menschen ankommt, wenn wir in der Haltung von Besserwissern auftreten und verlangen, man solle sich uns nur anschließen, wir sind die Experten und wissen, wo es lang geht. Daß wir auf diese Weise niemanden (oder nur wenige) erreichen, haben wir erkannt. Welche Schlußfolgerung ziehen wir daraus? Geben wir unsere Besserwisserei auf? Nein! Wir wissen es ja besser, davon sind wir immer noch überzeugt. Wir verschleiern also unsere Besserwisserei durch formale Methoden und das scheint zunächst auch erfolgreich. Wir können damit z.B. erreichen, daß wir durch geschickte Argumentation unseren „Gegnern“ die Argumente wegnehmen, bis sie nichts mehr zu erwidern wissen. Aber wenn wir glauben, wir hätten sie damit auf unserer Seite, dann werden wir früher oder später eine Enttäuschung erleben, denn sobald sich neue Möglichkeiten des Widerspruchs finden, werden sie gegen uns benutzt werden.
Wenn wir also mehr wollen, als nur „recht haben“ müssen wir nachschauen, ob es einen anderen, besseren Weg gibt. Wir müssen einsehen, daß das „recht haben“ auch wenn es sachlich noch so gut begründet ist, nicht die Grundlage für eine wirklich gelingende Kommunikation sein kann. Was dann? Sollen wir Richtiges für falsch und Falsches für richtig erklären? Das kann nicht gut gehen. Was bleibt aber dann für eine Möglichkeit für Diskussion und Verständigung? Die Sache erscheint aussichtslos und ist doch ganz einfach: Wir müssen unseren Gesprächspartner zunächst als Menschen akzeptieren; und zwar bedingungslos! Das heißt, ihn wirklich als gleichberechtigten und gleichwertigen Partner anerkennen. Unsere ganze Zivilisation ruht auf der entgegengesetzten Haltung. Wir kommunizieren mit anderen Menschen in der Absicht, sie zu Mitteln zu machen, zur Verwirklichung unserer Zwecke. Darauf werden wir von klein auf konditioniert; das finden wir so normal, daß wir es schon gar nicht mehr bemerken. Wir wehren uns dagegen, wenn andere das mit uns versuchen, aber auch das wird uns meistens nicht bewußt, weil es so „normal“ ist. Alle Konflikte zwischen Menschen haben darin ihren Ausgangspunkt!
Wenn uns das bewußt wird, gibt es nichts, was uns daran hindert, ab jetzt anders zu handeln und jeden Menschen, dem wir begegnen als ganzen Menschen zu erkennen. Auf dieser Grundlage haben wir keine Schwierigkeiten mehr, zu entscheiden und uns zu einigen, was richtig und was falsch ist. Viele Dinge, über die wir uns heute streiten, verlieren dann vielleicht ihre Bedeutung und wir können sie mit Gelassenheit geschehen lassen und die Kräfte, welche wir jetzt noch im gegenseitigen Ringen verbrauchen, werden frei für neue kreative Unternehmungen im weitesten Sinne.
Diese bedingungslose Offenheit für den Mitmenschen, so einfach sie auch ist, fällt uns schwer, da wir wie gesagt, entgegengesetzt konditioniert sind und nicht einmal uns selbst gegenüber Vorurteilslos sein können.
Sowohl unsere sinnliche Wahrnehmung, als auch unser Verstand funktionieren in erster Linie als Instrumente zur Reduktion der Komplexität der Welt; wir machen uns ein Bild von der Welt und von uns selbst. Für ein begrenztes Wesen ist das notwendig, um sich in der unendlichen Vielfalt des Daseins zurechtzufinden. Aber wir unterliegen gleichzeitig der Illusion, daß wir unser Selbstbild für unser Selbst und unser Weltbild für die Welt halten. Deshalb fühlen wir uns bedroht, wenn Teile dieses Weltbildes und dieses Selbstbildes in Frage gestellt werden und wir reagieren mit Abwehr.
Da wir die Verbindung zu der tiefen und unmittelbaren Quelle unseres Seins weitgehend verloren haben, fühlen wir uns ganz auf das Urteil unseres Verstandes angewiesen, um unsere Existenz zu sichern. Fünftausend Jahre Patriarchat und Machtpolitik und dreihundert Jahre Rationalismus sind Ausdruck dieses Irrtums. Visionen einer herrschaftsfreien Gesellschaft bzw. entsprechende frühgeschichtliche Tatsachen zählen deshalb zu den bestverleumdeten und mißverstandenen Gedanken in der öffentlichen Meinung: Anarchie gilt uns als Chaos und Matriarchat als Weiberherrschaft und jeder rechtschaffene Bürger bekommt eine Gänsehaut, wenn er davon hört. Selbst der streng logische Beweis für die grundsätzliche Unzulänglichkeit formallogischer Systeme (Gödels Unvollständigkeitssatz von 1931), der geeignet ist, unseren (oberflächlichen) Rationalismus vom Sockel zu stürzen, wird weitgehend einfach ignoriert. Und schließlich unsere abendländische Religion, das Christentum, erscheint uns ins Gegenteil seines ursprünglichen Wesens pervertiert als Weltmacht.
Aber die Zeit, in welcher alle diese Vorurteile nahezu uneingeschränkte Geltung hatten, geht ihrem Ende entgegen. An allen Ecken und Enden unserer (westlichen) Zivilisation und auch in den marginalisierten Resten anderer Kulturen rühern sich neue Kräfte und altes und neues Wissen verbindet sich zu einer virulenten Mischung, die mit den Mitteln der alten Gedankenzensur nicht zu fassen und nicht aufzuhalten ist.
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Begrüßung
jochen tittel, 01:00h
Hallo, hiermit trete ich in die Bloggergemeinschaft ein. Ich fühle mich ganz als Neuling und bin mir noch nicht im Klaren, wie sich das entwickeln wird.
Meine Absichten, meine Vorstellungen mit diesem Blog möchte ich folgendermaßen beschreiben. Ich beschäftige mich seit vielen Jahren mit unterschiedlichen politischen, historischen, wissenschaftlichen, kulturellen und künstlerischen Themen und tausche mich darüber auch mit Freunden und Bekannten aus; da ich aber etwas abgelegen wohne, ist der Austausch mitunter schwierig und mir nicht ausreichend. Außerdem ist der Kreis des Austauschs auch relativ klein und ich wünsche mir einen größeren Wirkungskreis. Deshalb habe ich schon seit langem überlegt, wie ich die Möglichkeiten des Internets für mich nutzen könne. Da ich andererseits aber auch ein Mensch bin, der große Menschenansammlungen eher meidet und Wert auf einen gewissen Abstand zum öffentlichen Alltag legt, habe ich mich damit ein bißchen schwer getan.
Nachdem ich mich zunächst ein wenig im Netz umgesehen habe, will ich nun die verschiedenen Alternativen ausprobieren. Ich werde also in diesem Blog in nächster Zeit einige Texte zur Diskussion stellen und hoffe auf fruchtbare Resonanz.
Meine Absichten, meine Vorstellungen mit diesem Blog möchte ich folgendermaßen beschreiben. Ich beschäftige mich seit vielen Jahren mit unterschiedlichen politischen, historischen, wissenschaftlichen, kulturellen und künstlerischen Themen und tausche mich darüber auch mit Freunden und Bekannten aus; da ich aber etwas abgelegen wohne, ist der Austausch mitunter schwierig und mir nicht ausreichend. Außerdem ist der Kreis des Austauschs auch relativ klein und ich wünsche mir einen größeren Wirkungskreis. Deshalb habe ich schon seit langem überlegt, wie ich die Möglichkeiten des Internets für mich nutzen könne. Da ich andererseits aber auch ein Mensch bin, der große Menschenansammlungen eher meidet und Wert auf einen gewissen Abstand zum öffentlichen Alltag legt, habe ich mich damit ein bißchen schwer getan.
Nachdem ich mich zunächst ein wenig im Netz umgesehen habe, will ich nun die verschiedenen Alternativen ausprobieren. Ich werde also in diesem Blog in nächster Zeit einige Texte zur Diskussion stellen und hoffe auf fruchtbare Resonanz.
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